HELMUT LODER'S Adventkalender
Der große Weg |
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7 Im Wartesaal... zum großen Glück
Warte-Säle, Geburtenstationen und andere Haltestellen

Warten ist ein wunderliches Phänomen. Einen Großteil unserer Zeit verbringen wir mit Warten. Immer wieder werden wir mit Leerzeiten, Warte- und Vorbereitungszeiten konfrontiert, befinden wir uns im Zustand des Wartens, sitzen in Warteräumen, an Haltestellen oder an anderen Orten des Wartens.

Ein ganz aussagekräftiges Bild ist für mich der Warteraum auf der Geburtenstation eines Krankenhauses. Dort sitzen die nervösen Väter meist mit einem Blumenstrauß und einem kleinen Geschenk in der Hand, gehen hin und wieder unruhig auf und ab, und sehen in regelmäßigen Abständen nach der Zeit.

Wahrscheinlich denken sie über Erfreuliches in der letzten Zeit nach, malen in Gedanken ein hoffnungsvolles Bild von der Zukunft, erinnern sich an die heftigen Bewegungen des Kindes im Mutterleib, an das Strampeln und Stoßen, an die „Lebensbewegungen", die ein gutes Vorzeichen für die Geburt, das „Ins-Leben-treten" des neuen Menschen, des kleinen, hilfsbedürftigen Erdenbürgers oder Erdenbürgerin bedeuten. Diese Menschen befinden sich im Wartesaal zum großen Glück. Ihr Warten hat ein wundervolles Ziel.

Ist nicht der Advent für uns Christen auch ein solcher Warteraum? Doch für viele unserer Mitmenschen ist dieser Wartesaal längst geschlossen, aufgelöst, versiegelt und nicht mehr betretbar. Sie erwarten nichts und niemanden, sie erhoffen sich lediglich die Erfüllung ihrer materiellen Wünsche, sie erwarten Gehorsam, wünschen sich Macht und Glück.

Für die Geschichte Jesu war das der Ausgangspunkt: Das Volk Israel saß auf der Wartebank und erwartete einen Retter, einen Erlöser, der ihre Lebensumstände verbessern würde.

In den verschiedensten Wartesälen finden wir Menschen, die auf- und abgehen, die ruhelos hin und hergehen, die unterwegs sind, in Bewegung bleiben müssen. Die Geburt Jesu ist die Lebensbewegung Gottes, die alles im Leben der Menschen in Bewegung gebracht hat, die bewegt, weil sie alles verändert, weil sie das Ziel sichtbar macht, weil sie unsere Ängste zerstört und aufhebt. Der Advent ist (wie) ein Warteraum - offen für alle, die sich von der Lebensbewegung der Geburt noch ansprechen lassen. Geborenwerden in die Welt – für die Welt. Wir sollten auf- und abgehen, damit wir den Zeitpunkt des ersten Schreis nicht versäumen.

Heute könnten wir
+ ... unsere eigenen Erfahrungen übers Warten (bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten: Zahnarzt, Bahnhof,...) schildern und bedenken.
+ ... Bilder fürs „Er-Warten" suchen: z.B. aus der Zeitschrift „ELTERN" (schwangere Frauen), Menschen in einem Wartehäuschen, ...
+ ... in einem Aufsatz die Erwartungen einer Flüchtlingsfamilie niederschreiben.