HELMUT LODER'S Adventkalender
Der große Weg |
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3 Ich geh... kaputt
Gehst du mit?

Vor einiger Zeit fiel mir ein Graffiti (eine Wandmalerei), ein schnell hingesprühter Wandspruch auf: „Ich geh..." Und in einigem Abstand konnte man lesen: ...kaputt!" Dieses lockere Wortspiel lässt mich seither nicht mehr los.

Es bewegt mich zutiefst und provoziert viele Fragen, weil ich von der schrecklichen Wahrheit dieses Satzes für sehr viele Mitmenschen überzeugt bin. Ein Mensch geht.

Er hat ein Ziel, aber welches? Eine Aussage wird gemacht: Ich gehe. Ich gehe los. Aber er formuliert: Ich geh kaputt. Ein Hilfeschrei. Ein Not-Ruf.

Dazu fällt mir das wohl gängigste Fotomotiv der Zeitungen und Zeitschriften in der Adventzeit ein: Viele hastende, eilende Menschen, unterwegs im Weihnachtstrubel, auf den Gehsteigen, dicht gedrängt, mit vielen Paketen bepackt. Raffiniert ins Bild gesetzte Hektiker, von kitschigen Weihnachtssternen beleuchtet. Menschen, die einkaufen oder spazieren gehen, essen, bummeln, die verlockend gestalteten Schaufenster betrachten.

Und manchmal sehen diese Leute, aber das wird nicht gezeigt, vor den schönen Geschäften auf den Gehsteigen Menschen sitzen oder kauern. Bettler, Unterstandslose, eine ältere Frau mit bittenden Händen und einer dünnen Stimme. Elendsgestalten, die das Idyll stören, zerstören. Sozialhilfeempfänger, Menschen, aus der Bahn geworfen. Alkoholiker, die langsam zugrunde gehen. Im wahrsten Sinn des Wortes: zu Weihnachten auf den Grund gehen. „Kaputt"gehen.

Und wenn man die Augen aufmacht, sieht man noch viele andere, die „kaputt"gehen: Drogensüchtige, kranke und alte hilfsbedürftige Mitmenschen. Nicht alle sitzen auf dem Gehsteig. Nicht alle betteln um Geld. Viele sind überhaupt nicht sieht- und hörbar. Manche leben in ihrer kleinen Wohnung einsam vor sich hin, gehunfähig, auf fremde Hilfe und Worte angewiesen.
Oft gehen wir mit Scheuklappen durch die Welt. Sind blind für die Müden und Enttäuschten, und übersehen die, die kaputtgehen. Die nicht mehr mitkommen mit unserer Leistungs- und Erfolgsgesellschaft.

Kaputtgehen, eine schreckliche Seite unserer Zeit.
Advent, ein neuer Anlauf, die Augen weit aufzumachen, damit niemand „draufgehen" muss.

Vielleicht sollten wir besonders in diesen Tagen
+ ... uns öfter umschauen und nachsehen, wer bei uns „kaputtgeht"?
+... jenen nachgehen, denen es gar nicht gut geht.
+... uns mit den Lebensumständen der sozial Schwächeren, die nicht „schön und erfolgreich" sind und waren, auseinandersetzen, Unterlagen besorgen.
+ ...in der Klasse einmal über Lösungsmöglichkeiten sprechen!
+... über die Hindernisse auf dem weiten Weg nach Weihnachten sprechen und sie durch Bilder darstellen
+... die Geschichte des Mannes Fekesi aus der afrikanischen Erzählung weiterschreiben und ein Ende formulieren.