HELMUT LODER'S Adventkalender
Der große Weg |
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10 Kein guter Umgang
Gott geht mit den Hirten

Unsere Vorstellungen von Hirten sind hoffnungslos verkehrt. Die lieben Zaungäste nach der Geburt des Gottessohnes, die adretten und so aufbruchswilligen Adabeis in vielen volkstümlichen Erscheinungsformen, diese Hirten entsprechen wohl kaum dem, was sie waren: Außenseiter, schief betrachtete Wächter, denen schon einmal zugetraut wurde, das eine oder andere Tier auf die Seite gebracht zu haben. Kein guter Umgang also, Wegelagerer, die vor die Stadt Ausgesiedelten, das waren die Hirten.

Umso erstaunlicher, dass gerade sie dann die ersten Adressaten der Verkündigung der Frohen Botschaft waren, die Ansprechpartner der Engelschar. Aber darin liegt wohl die Aussage. Heil wird ihnen zugesagt, den Nichtsesshaften, den Menschen zweiter Klasse. Und so hören sie gewiss mit Staunen von der Zusage der Rettung aus der Not, der unverschuldeten, der Ausbeutung, der Demütigung, vom Ende der Ungerechtigkeit.
Und was tun sie? Sie machen sich auf den Weg, verlassen ihre Ruheplätze, verlassen sich auf die Worte der Himmlischen und gehen, um nachzusehen, ob es auch stimmt. Wie formuliert es Kurt Marti so unübertrefflich: „Wo kämen wir hin, wenn niemand ginge, um nachzusehen, wohin man käme, wenn man ginge?"
Im Bild des Evangelisten ist die ungeheure Herausforderung der Menschwerdung Gottes enthalten: Nicht den gutsituierten Städtern, den wohlhabenden selbstgerechten Besitzenden und Mächtigen kommt Gott nahe, jenen nähert er sich an, die vor den Toren, draußen vor der Tür kauern, lagern und liegen, verstoßen und vertrieben. Wahre Spreng-Sätze sind das.

Sie zerfetzen die trügerische Sicherheit von Geld und Gewalt. Sie stellen in Frage: Sind wir noch wie die Hirten, bereit zum Aufbruch? Loszuziehen, wenn wir gerufen werden? Oder sitzen wir im kostbar möblierten Wohnzimmer nahe der Zentralheizung und warten auf das Glöckerl des Christkindes?
Die Hirten waren kein guter Umgang. Wie gehen wir selbst mit denen um, die für uns kein guter Umgang sind? Gehen wir auf Distanz oder kommen wir den Behinderten, den Alten und Ausgegrenzten, nahe? Gehen wir zu ihnen oder machen wir einen weiten Bogen, einen Um-Weg, um sie? Wie oft hören wir in unserem Alltag: Das ist kein guter Umgang für Dich! Denken wir dabei auch an die Hirten?

Heute könnten wir
+... einen Besuch in einem Altenheim oder Krankenhaus überlegen und planen: Wann, wer, was bringen wir mit?, ...
+ ... den SOS-Ruf der Caritas im SONNTAGSBLATT lesen und Hilfe überlegen.
+ ... die Hirtendarstellungen in den Krippen und Weihnachtskunstbildern genauer ansehen.
+... uns der Frage nach dem Umgang mit Randgruppen in der Pfarrgemeinde stellen.