HELMUT LODER'S Adventkalender
Der große Weg |
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2 Es geht ... los
Vom Weggehen und Aufbrechen

Ein jeder Weg - auch der nach Weihnachten entsteht im Gehen. Aufbrechen bedeutet demnach, sich losreißen von der bekannten und liebgewordenen Umgebung, der Heimat, dem vertrauten Vater- oder Mutterhaus. Jede größere Reise beginnt mit dem ersten Schritt ins Unbekannte, ins Fremde. Schon Abraham erlebte auf schmerzliche Weise das Ungewisse des Weges.

Der Advent ist eine Zeit des Aufbruchs und des Unterwegsseins. Die Schale und den Panzer der Gewohnheit, die unser Leben umgeben, aufbrechen, wieder einen ersten neuen Schritt tun, der weiterführt, damit es weitergeht. Wahrscheinlich kann man all das, was mit Aufbruch und Einsatz, mit Wagemut und Sehnsucht des Weges verbunden ist, nicht besser beschreiben als mit der Geschichte von den Ausflüglern, die sich aufmachen, einen schwierigen, aber weithin leuchtenden Gipfel zu ersteigen. Schon nach kurzer Zeit bedauern einige, die Herberge verlassen zu haben. Sie sind müde geworden und kehren vorzeitig um.

Eine zweite Gruppe ist zwar weitergegangen, erfreut sich an der schönen Aussicht, legt sich aber alsbald ins Gras oder streift durch den Wald in Erwartung der Jause. Für sie ist es weit genug. Auch sie kehren vorzeitig um. Die kleinste Gruppe, die Übriggebliebenen, jedoch drängt zum Aufbruch und wendet ihre Augen nicht mehr von dem Gipfel, den zu erreichen sie aufgebrochen sind.

Unser Leben gleicht in vielem diesen Ausflüglern. Wir sind unterwegs, aber unsere Wege sind nicht die gleichen. Manchen sind sie zu beschwerlich, nur steil bergauf führend, anderen wiederum kommen sie wie ein Kinderspiel vor. Vielen sind die Wege des Lebens zu schattig, zu sonnig, zu einsam oder zu dicht von Menschen bevölkert.

Advent ist (wie) ein Weg. Es gilt, wegzugehen, aufzubrechen und zu suchen. Nach dem Ziel, dem "Gipfel' unseres Lebens. Es geht los. Immer geht jemand los. Überwindet sich und folgt der Sehnsucht des Herzens.

Ein Foto beeindruckt mich seit langem: Es zeigt einen Extremkletterer, der sich Millimeter für Millimeter im Überhang einer Steilwand nach oben tastet. Unmöglich zu schaffen, sagt mein Verstand. Und doch haben er und viele andere es schon geschafft. Er versuchte es. Sein Weg war nicht vorgezeichnet, beschwerlich und gefährlich. Aber er hat den Blick nicht abgewendet.
Ingeborg Bachmann schrieb uns eine denkwürdige Zeile ins Lebens-Stammbuch: „Unbegangen sind die Wege an der Steilwand des Himmels.“ Sie hat recht. Viel zu unbegangen sind die Wege. Gehen wir los! Im Advent. Richtung Gott. Auch wenn die Wege nicht immer asphaltiert sind.

Heute könnten wir
+ ... miteinander über eine Bergwanderung als Bild unseres Lebensweges sprechen: Welche Wortbilder sind darin noch enthalten? Welche Erfahrungen machen Menschen, die auf einem Berg ihren Wegsuchen? Bei Nebel, bei Sonnenschein oder bei einem Schneesturm? z.B.: Einen Fehltritt begehen.
+ ... uns fragen, zu welcher Gruppe der Ausflügler wir uns selbst zählen, die Gründe nennen und welche Folgen diese Haltungen haben.
+ ... aus Papier Schritte ausschneiden, in denen wir unsere persönlichen Advent-Schritte einschreiben: z. B. einen Adventgedanken (eine Spruchweisheit) für einen Klassenkameraden /Schulfreundin verfassen, aus einem Kalender abschreiben ...