HELMUT LODER'S Adventkalender
Der große Weg |
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14 Fluchtweg, Umweg ... Ausweg
Miteinander umgehen statt einander zu umgehen

Sicher, viele Wege führen nach Rom. Das steht fest. Das ist beweisbar. Aber viele Wege, Straßen und Pfade führen einfach in ein anderes Land. Immer mehr Menschen benützen sie. Zur Flucht. Weg aus dem eigenen Land. Über die Grenze. Entweder legal über die Grenzstation oder in der Nacht durch die Minenfelder. Durch den Grenzfluss schwimmend, oder als blinder Passagier im Versteck eines Lastwagens.

Die Menschen haben Sehnsucht bekommen. Nach einem Leben ohne Hunger und Hoffnungslosigkeit. Sie suchen verstärkt nach einem Ort, wo es sich gut leben lässt. Sie wollen teilhaben am Wohlstand und Reichtum der westlichen Gesellschaft. Welcher Ausweg steht ihnen aber offen? Meist bleibt ihnen nur der Fluchtweg. Für viele Familien aus Bosnien war es ein Überlebensweg, ein Weg aus der Hölle, ohne Garantie für den Rückweg. Heimat als leuchtendes Bild in der Ferne.

Die einen flüchten, weil sie müssen. Um ihr Leben zu bewahren. Die anderen flüchten vor sich selbst, vor dem Zwang, andauernd etwas leisten zu müssen. Vor der Angst, zu versagen, vor der Wahrheit über sich selbst. Vor der Leere in ihrem Leben. In den Alkoholismus, in die Tablettensucht, in die stumme Verzweiflung, in die Depression. Fluchtwege, wohin man blickt. Und in den Kaufhäusern

und öffentlichen Gebäuden finde ich Tafeln, auf denen steht: Bitte den Fluchtweg freihalten! Nicht verrammeln! Eine offene Tür für alle Fälle. Verständlich, könnte es doch lebensbedrohlich sein, wenn ich den Fluchtweg verschlossen vorfinde. Bei der österreichischen Autorin Lene Mayer-Skumanz finde ich eine interessante Textzeile: „...auf jedem Fluchtweg trittst Du mir entgegen". Sie schreibt das in einem Text über den verlorengeglaubten und wiedergefundenen Sohn, den Nest-Flüchtling, der weggeht und in der Fremde scheitert. Er ist geflohen aus der Sicherheit der Familie, hat sich aber den Fluchtweg freigehalten: Er kehrt um, geht nach Hause zurück. Er hofft auf die Barmherzigkeit, Nachsicht und auf die Güte des Vaters. „Gott wird stärker sein als mein verstocktes Herz" beschreibt Lene Mayer-Skumanz die Hoffnung des jungen Mannes.
Fluchtweg, Umweg oder Aus-Weg? All zu oft wird aus dem Umweg ein AUSweg. Aus und vorbei. Kein Fluchtweg mehr offen. Und viel zu oft enden Fluchtwege tödlich.

Im Advent leuchtet hingegen eine neue Perspektive auf: Auf allen unseren Fluchtwegen tritt uns ein liebender Gott entgegen, einer, der sich selbst den flüchtenden Menschen an die Seite stellte, der mit ihnen Umwege geht, um sie wieder auf den für sie passenden Weg zurückzuführen. Advent ist eine Chance, dass aus jedem Fluchtweg ein Heimweg wird.

Wir könnten heute
+... Informationen über Flüchtlinge, ihre Lebensbedingungen und Hoffnungen, Wünsche und Träume, zusammentragen
+... die modernen Fluchtwege (Alkohol, Drogen, Tablettensucht, ...) in unserer Umgebung entdecken und ein Gebet dazu formulieren
+...eine konkrete Hilfe für „einen Flüchtling/eine Flüchtlingsfamilie'' planen: Besuch, Geschenke für die Kinder oder...