HELMUT LODER'S Adventkalender
Der große Weg |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25

21 „Seitenweise Weihnachtsfreude“
Anlaufstelle Buchhandlung

Die Schaufenster sind hell erleuchtet und besonders ansprechend weihnachtlich geschmückt. Zwischen den fast schon klassischen Dekorelementen wie Sterne, Schneeflocken oder die unvermeidlichen Kerzenlichtmotive stapeln sich Berge von Büchern, Kalendern, Kerzen oder Geschenkspapieren. Unverkennbar, eine Buchhandlung. Buch & Papier, Geschenk und andere Aufmerksamkeiten. Die Buchhandlung liegt seit Jahrzehnten unverändert günstig gelegen in einer schmalen Seitengasse auf dem Weg zum Gymnasium und anderen Schulen. Im Advent herrscht schon in der Früh mehr Andrang als sonst. In den gemütlich, modern und einladend eingerichteten Verkaufsräumen gibt es alles, was das Herz der Bücherfreunde begehrt und erwartet. Von den neuesten Ausgaben der Belletristik, Prosa wie Lyrik, bis hin zu den preiswerten Taschenbuchausgaben, vom Bestseller bis zum bibliophilen Einzelstück, findet sich (fast) alles, was mann und frau lesen kann und will, beziehungsweise damit in Verbindung steht. Der kostbare Füllfederhalter mit Namensgravur als Weihnachtsgeschenk und das exquisite, künstlerisch gestaltete Weihnachtspapier inklusive modisch gestylter Masche liegen verführerisch dargeboten auf.

Advent und Bücher, anscheinend seit jeher ein unzertrennliches Paar! Mit unerschütterlicher Regelmäßigkeit legen die Verlage Jahr für Jahr rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft unzählige neue Bücher auf die Verkaufstische der Buchhandlungen. Was es da alles allein zum bevorstehenden Fest gibt: unkonventionelle Adventkalender, alte und neue Sammlungen von Weihnachtstexten und –gedichten, Weihnachtskrimis, satirische Abrechnungen mit dem stillsten Fest des Jahres und liebevoll verschwenderisch aufgemachte Bildbände für die kulinarische Gestaltung der Festtage und des Drumherums. Weihnachten, Zeit für Bücher. Noch immer kaufen viele Unentschlossene und auf Sicherheit bedachte Menschen Bücher als Geschenk, als Zugabe. Die Buchhändlerin freuts. Natürlich ist sie skeptisch, ob das Gekaufte auch gelesen wird, aber es sei ein gutes Zeichen, dass ein Buch weiterhin so große Wertschätzung genieße. Beratung steht hoch im Kurs. Manchmal geht es schnell, hin und wieder aber sind es vorsichtige tiefgehende Gespräche über (nicht nur literarische) Vorlieben und Einstellungen der solcherart Beschenkten, über die Beziehung der Geber zu ihnen. Die Buchhändlerin und ihre Mitarbeiterinnen nehmen sich Zeit, beweisen Geduld und Einfühlungsvermögen. Und manchmal, seltener als früher, kanns auch etwas Religiöses sein. Buchzeit, Lesezeit. Religiöse Neuerscheinungen gibt es genug. Meditationsbücher in Hülle und Fülle, modisch aufgemotzte Hinführungen zum Fest der Feste. Mehr als zu Ostern. Adventzeit – Lesezeit? Was lässt sich tatsächlich herauslesen aus den Buchtiteln der Neuzugänge, aus der Seitenflut?

Unbeachtet steht meist mittendrin ein kaum herausgeputztes Buch, die Bibel. Ausgangspunkt und Wegbegleiter für die dunklen, geheimnisvollen und berührenden Tage und Nächte des Advents. Da stellt sich schon die Frage, wer von den hektisch getriebenen Bücherkäufern sich in diesen Tagen wieder einmal in die Kindheitsgeschichte vertieft, sich bewusst mit den Texten des Lukas und Matthäus vertrautmacht, um die Wurzel des nervösen Treibens nicht ganz aus den Augen zu verlieren? Und es begab sich ... Die Worte klingen vertraut. Wo stand das bloss noch?

Advent - Zeit, nachzulesen. Sich auf die Spur der Geschichten zu setzen, an den Ursprung zurückzukehren. Ohne falsche Romantik. Den Worten der Liebe, die Gott ins Herz der Welt pflanzte, nachzuhorchen und der Faszination des Anfangs nachzuspüren. Die Bibel, ein Buch für alle Jahreszeiten. Auch wenn es schneit und kalt ist, kann es Licht und Wärme bringen. Ein Buch wie eine vieles erhellende Kerze.