HELMUT LODER'S Adventkalender
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8 Gottesmutter, Himmelskönigin
Die Mariensäule am Hauptplatz

Für ein paar Stunden war Maria weiß bekleidet: eingeschneit. Die goldglänzende Statue auf der Säule vor der Pfarrkirche in Gleisdorf mit den Assistenzfiguren Josef, Sebastian, Rochus und Johannes Nepomuk ist ein ziemlich unbeachtetes Glaubenszeugnis in unserer Stadt. Wie in vielen Städten unserer Heimat. Am Ende des 17. Jahrhunderts mit seinen Türken- und Pestjahren errichteten die Menschen in ihrer Not und Verzweiflung gerade in der Grenzregion viele Gnadenbilder und Pestsäulen, um den Schutz Gottes zu erbitten. Für Jahrhunderte gab es deshalb auf dem Hauptplatz ein Denkmal und Zeugnis vom Glauben an Gottes Hilfe in notvollen Zeiten.

Maria ist als Himmelskönigin dargestellt, das Jesuskind im Arm. Beide sind gekrönt, sie trägt ein Zepter in der Hand. Mit den Füssen steht sie auf einer Mondsichel. Keine Anspielung auf die Türken, sondern Erinnerung an die Offenbarung des Johannes, in der von einem Zeichen am Himmel berichtet wird: Eine Frau, mit der Sonne bekleidet, erscheint und hat den Mond unter ihren Füßen.

Maria auf der Säule. Nach mehreren „Veränderungen“ in der NS-Zeit, die Statue musste aus verkehrstechnischen Gründen entfernt und in einem Schuppen eingelagert werden, wurde sie nach Kriegsende restauriert, auf einem neuen Platz aufgestellt und feierlich gesegnet. Seither thront sie wieder hoch über dem Hauptplatz: Ein öffentliches Marienbekenntnis. Manchmal rückt sie ein wenig stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, wenn sich Gläubige zu einem festlichen Gottesdienst auf dem Platz versammeln. Hinaufschauen. Ein leises Gebet auf den Lippen. Sonst bleibt sie eher still. Am Rande. Wenig beachtet. Ob das einen Rückschluss auf die Wahrnehmung von Maria im Glaubensleben der Menschen von heute zulässt?

Der 8. Dezember ist ein guter Termin, neu und unverkrampft auf die Rolle von Maria zu schauen. In der Heiligen Schrift steht jener Text, der eine Seite von Maria aufzeigt, die wir ihr oft nicht zugetraut hätten: die Rebellin. Im berühmten Magnificat wird messerscharf festgeschrieben, dass Gott auf der Seite der Armen, Unterdrückten und Leidenden steht, und dass die Reichen und Aggressoren leer ausgehen. Die Königin des Himmels entpuppt sich als recht irdische Recht-Sprecherin.

Maria ohne Harmlosigkeit. Eine Frau mit Sinn für Gerechtigkeit. Es ist Advent und eine gute Gelegenheit, der menschenfreundlichen Maria zu gedenken, die nicht emporschwebt, herausgeholt aus dem Eck der unpolitischen Lieblichkeit. Sie war sicherlich anders. Anders als auf den netten kitschigen Bildchen, die noch immer in vielen Köpfen und Herzen herumgeistern.

Wer weiß, vielleicht steigt sie eines Tages – völlig unerwartet – von der Säule auf dem Hauptplatz und mischt sich unter die Leute. Als eine von uns, als die Mutter unseres Herrn. Ich würde es mir wünschen.

P.S.: Der 8. Dezember ist meist ein gutes Geschäft. Einkaufen um jeden Preis. Sogar um den der Aushöhlung einer vernünftigen Feiertagsordnung und Feiertagsruhe. Wie sich das auf Dauer auswirken wird, bleibt dahingestellt. Vielleicht sollten wir Maria fragen?

Zwei Minuten - Einfach zum Nachdenken:
Wie feierst du (mit) Maria im Advent?
Warum finden junge Leute so wenig Beziehung zur jungen Frau Maria?