HELMUT LODER'S Adventkalender
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20 „Vom Dasein und Zuhören!“
Advent im Seniorenzentrum

Sie sehen nicht mehr gut, aber was sie wahrnehmen konnten, hat ihnen gefallen. Manche haben schon seit einiger Zeit feuchte Augen. Die Hände im Schoss der fast obligaten Kleiderschürze, ein Taschentuch griffbereit, ein wehmütiger Blick nach vorne. Sie hören nicht mehr gut, aber was sie hören konnten, klang einfach schön. Es ist Advent, eine Feier mit jungen Leuten und ihren Instrumenten findet in der Kapelle des Bezirkspensionistenheims statt. Vorne am Tisch liegt ein Adventkranz, drei Kerzen brennen schon. Ein paar Firmlinge stehen dahinter und lesen mit zitternder Stimme besinnliche Texte, fast immer zu leise. Die alten Menschen sitzen zusammengesunken und müde auf ihren Stühlen oder im Rollstuhl und sind sichtlich gerührt, dankbar und glücklich. Schön war es wieder, sagt ein älterer Mann und erhebt sich schwerfällig von seinem Platz. Eine Mitarbeiterin des Lazarushilfswerks eilt auf ihn zu und gemeinsam gehen sie langsam aus der Kapelle hinaus.

Es ist leicht zu übersehen, das Seniorenzentrum, so gut versteckt liegt das modern ausgestattete Heim mitten im Stadtzentrum, umgeben von einem kleinen Park zum Spazieren gehen. Weiße Schneehäufen liegen jetzt am Rande der Gehwege, und das Haus ist auf allen Stockwerken hell erleuchtet. Ein besonderer Abend war es heute, Abwechslung im monotonen Alltag der Woche. Fast 150 mehr oder weniger gebrechliche Frauen und Männer verbringen hier ihren bescheidenen Lebensabend. Dass er nicht allzu düster, dunkel und beschwerlich erlebt wird, dass es Lichtblicke gibt, dafür sorgen nicht nur die Heimleitung und die Angestellten des Hauses, sondern in einem beachtlichen Ausmaß auch die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lazarus-Altenhilfswerks. In der Kapelle steht eine Statue des Namensgebers: Der heilige Lazarus von Jerusalem ist Schutzpatron des Lazarus-Ritterordens und der Altenhilfswerke. Er stiftet sie immer wieder von neuem an, die Lebensqualität der ausgeschundenen und meist sehr einsamen Menschen zu verbessern. Viele haben hier „warten gelernt“. Auf einen lieben Menschen, der ihnen zuhört, auch wenn es immer die gleichen Geschichten sind, auf ein herzliches Wort, eine liebevolle Ansprache, die jeden von ihnen ernstnimmt. In seiner speziellen Situation.

Advent ist hier allgegenwärtig. Besonders die gern verdrängte Seite des Advents, das Warten auf das Ende. Auf das end-gültige Kommen Gottes. Vor zweitausend Jahren ist er in Jesus Christus in diese Welt gekommen. Seine Geburt, sein Leben und sein Tod haben alles verändert. Auferstehung ist eine neue Dimension geworden. Sinnlosigkeit und Angst vor einem ungewissen erschreckenden Tod haben sich in Hoffnung verwandelt. Auch das ist Advent. Gerade hier im Seniorenzentrum.

Die Kerzen sind längst ausgelöscht worden, ein paar Heiminsassen reden noch mit den Firmlingen. Eine Stunde der Zuwendung, des flüchtigen Kontakts geht dem Ende zu. Nichts Spektakuläres wurde geboten, nur ein Signal wurde gesetzt. Und so verstehen die engagierten Mitarbeiterinnen des Lazarus-Hilfswerkes auch ihre Aufgabe. In einem überschaubaren Ausmaß Hilfe anzubieten, dass ältere und behinderte Menschen ein Licht sehen am Ende ihres Lebens. Ein gut organisierter Besuchsdienst und viele Veranstaltungen und Impulse für Eigenaktivitäten lassen sich vorweisen. Dem langsamen sozialen Tod durch Entwurzelung, durch Vereinsamung entgegenzuwirken, haben sich diese so gewinnend lächelnden Frauen und Männer auf die Fahnen geschrieben.

Es ist dunkel geworden im Haus Nummer 27, zurück bleibt die kostbare Erinnerung an eine adventliche Feier, an ein Lied, einen Gedanken. Und die Hoffnung, dass sie bald wieder vorbei kommen!

Drei Minuten noch zum Nachdenken:
Gibt es ein solches Hilfswerk auch in meiner Umgebung?
Wie erleben eigentlich ältere Menschen die Adventzeit?
Versuch mit einem älteren Menschen über die Bräuche und Feiern der Adventzeit in der Vergangenheit ins Gespräch zu kommen!