HELMUT LODER'S Adventkalender
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12 „Selbstgemacht mit Freude am Detail“
Ein adventlicher Kunsthandwerksmarkt

Die Profis wissen, wie man sich schützt und der klirrenden Kälte entkommt. Mit warmen Moonboots und einer dämmenden Styroporplatte unter den Füssen. Samstag für Samstag das gleiche Bild zur Adventzeit auf dem Hauptplatz: Hinter den Verkaufsständen oder in den Buden, hinterm schnell und provisorisch aufgebauten Tisch stehen sich einige Frauen und Männer die Beine in den Bauch und halten Ausschau nach Käufern, oder Spaziergängern und zufällig Vorbeikommenden. Liebevoll und sorgfältig sind die selbstgestalteten, selbst produzierten Erzeugnisse aufgestellt, mit Tannenzweigen und Kerzenlicht wird das Umfeld geschmückt.

Sie liegen unbestritten im Trend, die Kunsthandwerksmärkte. Seit mehreren Jahren sind sie nicht mehr wegzudenken aus der Reihe von adventlichen Veranstaltungen und Angeboten unterschiedlichster Gruppen und Institutionen, der diversen Vereine, die sich und anderen damit Gutes tun wollen. Sie profitieren von der wachsenden Sehnsucht der Menschen, nicht millionenfach Dupliziertes zu schenken, sondern Persönliches, Einzigartiges. An den Samstagen vor Weihnachten sind viele unterwegs auf der Suche nach dem Besonderen, dem Originellen, dem Ungewöhnlichen, das ruhig auch ein wenig mehr kosten darf. Dass es darunter auch rein kommerzielle Stände gibt, ist kaum verwunderlich.

Ist der Advent einem Markt der vielen Angebote vergleichbar? Einem Sammelsurium unterschiedlichster Betrachtungsweisen und Perspektiven? Das ist er sicher nicht, aber eine Zeit der Suche sehr wohl. Wir Menschen sind nun einmal Wesen des Weges, der Sehnsucht. Fast ständig auf der Suche. Nach Glück, Geborgenheit, nach Heimat. Nach Sattheit und Anerkennung. Einen Namen haben, einen Sinn in seinem Leben sehen. Der Advent zwingt uns, Einkehr zu halten, offen zu legen, wonach wir uns sehnen, was wir uns wünschen. Aus tiefstem Herzen.

Advent heißt auch auf dem Markt der Sinne eine Spur von Sinn zu finden. Ist die aufwändig geschmückte Kerze, der kunstvoll gedrechselte Kerzenleuchter nicht auch ein Hinweis auf den Wunsch nach „Erleuchtung“? Nach dem Geheimnis des Lichtes in der Dunkelheit der eigenen Existenz? Sind die kunstfertig bemalten, geätzten Flaschen nicht profane Verweise auf den Durst des Menschen? Die meisten sind noch leer, aber bereit, aufgefüllt zu werden, mit dem „Wasser des ewigen Lebens“, auch wenn er dann wie hochprozentiger Birnenschnaps riecht! Und all die vielen bunten Schmuckstücke aus den jeweils modisch aktuellen Bastelmaterialien, die Ketten, Ohrhänger, Haarstecker, die Serviettenringe, Krawatten, Seiden– und Halstücher? Ist nicht auch die handgeschnitzte Krippe ebenfalls ein deutliches Zeichen für die auch heute noch erkennbare Neugier und Frage nach dem Ort der Menschwerdung? Nicht sofort wird Gott überall ins Spiel und zur Sprache gebracht, aber unterschwellig wird sichtbar, dass es mehr als alles, mehr als Geld und Wohlstand und Funktionieren geben muss. Wir wollen Menschen bleiben im Trubel der Tage, im Trott der Zeit. Menschsein ohne Konsum und Leistung. Unsere Augen leuchten angesichts der kreativ gestalteten Handwerksstücke, und wir spüren, da ist mehr enthalten als in vielen seelenlosen Produkten der Kaufgesellschaft.
Selbstgemacht und mit viel Freude am Detail. Eine herzliche Einladung, das Originale zu suchen. Der Adventmarkt, ein Gegen-Bild zum Ramsch und Kitsch, und die lächelnde Aufforderung, das Eigentliche zu entdecken und zu erwerben. Dafür lohnt es sich auch zu frieren.