HELMUT LODER'S Adventkalender
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1 Boxenstopp und Auskunft geben
Eine Tankstelle im Advent

Ein Dienst-Tag. AllTag. In der Früh ist recht wenig zu spüren vom adventlichen Flair dieser Zeit. Nach der Ortstafel sofort das erste Hinweisschild: TANKSTELLE. Der Gebäudekomplex ist hell beleuchtet. Nüchtern und grell. Nicht unbedingt einladend, irgendwie freundlich neutral. Die Zapfsäulen überdacht, Standard. Rund um die Kassa ein buntes Warenlager. Spirituosen, alkoholfreie Getränke in Flaschen und Dosen, Süßigkeiten und Zeitschriften. Ein unbestimmtes Vielerlei. Sauber geordnet. Hinter dem Pult ein älterer Mann.

Tanken ist längst nicht mehr nur eine Sache von Benzin, sagt er. Du musst halt mehr bieten. Einkaufen rund um die Uhr. In einer Ecke lehnen drei junge Burschen um einen runden Tisch. Vor jedem eine offene Flasche Bier. Ob sie heute noch mit dem Auto fahren? Manchmal ist ein rechtes Gedränge im kleinen vollgefüllten Raum. Dann wieder kehrt wohltuende Ruhe ein.
Eine Tankstelle im Advent. Anlaufstelle für viele Menschen. Fast rund um die Uhr. Auftanken, nachfüllen, ersetzen. Ein kaputtes Rücklicht. Auskunft geben. Wo geht’s denn hier nach Soundso? Wie weit ist es noch bis...? Eine Tankstelle. Ein Zwischen-Ort. Keine Bleibe, kein Zuhause. Auftanken und weiterfahren. Zwischendurch Halt machen. Ausrasten. Der Advent ist so ein Ort. Und eine Zeit des Innehaltens. Im besten Fall. Manchmal mehr, manchmal weniger bis gar nicht.

Advent, ein Zwischen-Raum fürs Nachfragen. Wo geht’s denn noch? Wo geht’s nach ...? Stimmt die Richtung meines Lebens? Ist es noch weit bis zum „Ziel“? Reichen meine Kräfte, mein Tank ist schon relativ leer! Die Landkarten werden hervorgeholt, verglichen und kundiger Rat gegeben.

Advent will so eine Tankstelle sein. Kraft schöpfen und verschnaufen. Nachschauen, wo es scheppert und kracht. Und wenn man den Boxenstopp erledigt, das Klosett gefunden hat und die Hände wieder sauber gewaschen sind, dann geht’s weiter. Hoffentlich erfrischt und voller Vorfreude, dem Ziel ein wenig nähergekommen zu sein. Tankstellen haben es in sich. Und etwas Magisches an sich.

So wie die Adventzeit. Wir sind unterwegs. 24 Tage lang oder noch länger. Nicht immer kommen wir ein Stück weiter. Aber ihrem besonderen „Zauber“ kann sich fast niemand wirklich entziehen. Innehalten und auftanken. Tut gut, entspannt und verspricht am Ende ein wenig Lebensglück und Glaubensfreude.

Ist es nur ein Zufall, dass in vielen Pfarren eine Broschüre über spirituelle Angebote und Orte mit dem Titel „Tankstelle für die Seele“ aufliegt? Augen auf beim nächsten Auf-Tanken. Es könnte ein Fenster im Adventkalender sein. Und grüße ruhig den Tankwart von mir. Seine Menschenfreundlichkeit hat mich tief beeindruckt.

Einfach zum Nachdenken:
Wo tanke ich auf?
Welche „Zwischenräume fürs Nachfragen“ suche ich in der Adventzeit gerne auf?