HELMUT LODER'S Adventkalender
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5 Gestickte Gebete, zum Verkauf angeboten
Der Weihnachtsbasar im Pfarrheim

Ich gehe immer hin, sagt sie. Die ältere Frau mit den grauen Haaren macht sofort klar, was der Weihnachtsbasar der katholischen Frauenbewegung im Pfarrheim für sie bedeutet: Etwas absolut Notwendiges. Ich gehe immer hin. Manchmal finde ich etwas besonders Brauchbares oder Gelungenes, manchmal nehme ich halt nur eine Kleinigkeit zum Verschenken mit. Aber ich gehe immer hin. Es ist mein bescheidener Beitrag, mehr kann ich nicht tun. Und sie zeigt mir resignierend ihre abgearbeiteten Hände, die kaum für fingerfertige Bastelarbeiten oder feine Stickereien geeignet scheinen.

Jahr für Jahr öffnet der Weihnachtsbasar für zwei Tage seine Pforten. Unter der kundigen Führung routinierter Frauen haben fleißige Damen aus der Pfarre in den letzten Wochen und Monaten eifrig für diesen Basar gewerkt. Kunstvolle Handarbeiten, Tischtücher, Stoffservietten, feinste Stickereien, Krippen, Briefpapiere und vieles mehr sind dabei herausgekommen und werden zum Verkauf angeboten. Der Erlös wird einem karitativen Zweck gewidmet.

Weihnachtliche Basare gibt es in unserer Diözese landauf, landab. Auch die evangelischen Mitchristen pflegen diesen Brauch. Die Leistungen der ehrenamtlichen Helferinnen und Spender sind enorm. Namhafte Beträge werden so für die Arbeit in der Pfarre in Zeiten größerer Sparsamkeit und kleinerer Budgets hereingebracht.

Es ist Advent. Höchste Zeit, sich intensiv zu fragen, wie stark die Solidarität unter uns Menschen ist? Wir glauben und bekennen zwar, dass Gott sich den Menschen ausgeliefert hat, ein „Menschenkind“ geworden ist, aber dass wir Menschen auch zu „Menschen“ werden sollen, davon wollen wir allzuoft nicht viel hören. Vordergründig geht es bei diesen Basaren ums Geld und Verkaufen. Hinter den wundervollen Arbeiten und Kleinkunstwerken steckt unverändert die Botschaft, dass Menschen bereit sind zur Hilfe. Ohne Bezahlung. Aus reiner unverfälschter Freude am Helfen. Die den Blick auf andere und anderes richten.

Es sind gestickte Gebete. Die Weihnachtsbasare liefern den Beweis, es geht um mehr. Geld ist nicht alles, Geld allein ist zu wenig. Unsere Zeit braucht Propheten und ... viele fleißige hilfsbereite Frauen und Männer, die ohne viel Aufhebens und Lärm einen unbezahlbaren Beitrag leisten. Mit ihren Händen und ihrer kostbaren Zeit. Mit ihrem Glauben und der Bereitschaft, den Menschen ein Mensch und der Gemeinschaft ein lebendiges Mitglied zu sein.

Ohne diese Gebete, gestrickt aus Hilfsbereitschaft plus Freude am Gutestun, wird unsere Gemeinschaft der Christen in Zukunft nicht auskommen. Ebenso klar ist: So manche Spende wird gerne gegeben, wenn das Erworbene ein schönes „Gesicht“ hat.
Weihnachtsbasare haben eine gute Tradition. Wenn das bedeutet, im adventlich beleuchteten Pfarrsaal den Mitchristen ein Zeichen zu geben, auch etwas für die Gemeinschaft zu tun, dann möge eine solche Tradition noch lange nicht abbrechen.
Nächstes Jahr werde ich wiederkommen, sagt die alte Frau und geht weiter. So lebendig und einfach kann Tradition sein.

Zwei Minuten – Einfach zum Nachdenken:
Gibt es in unserer Pfarre auch einen Weihnachtsbasar?
Hätte ich Lust, selbst ein „Werkstück“ zu gestalten und für den Basar zur Verfügung zu stellen?