HELMUT LODER'S Adventkalender
Ortstafel Advent |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25

10 Engel am Schalter
Advent bei der Post

Die Post geht ab in diesen Tagen. Der Parkplatz vor dem Postamt ist durchgehend besetzt. Vor Weihnachten steigt die Kundenfrequenz deutlich an. Besonders am Nachmittag drängen sich zahlreiche Kunden vor den Schaltern. Alles wirkt hell und offen, kundenfreundlich und ansprechend. Ein wenig Adventschmuck ist befestigt. Die Post bemüht sich.

„Postamt Christkindl“? Soll ich sie als Pakete oder Briefe abschicken? Die ältere Dame schüttet einen Packen dicker oder schmaler Briefe auf die Ablage vorm Schalter. Fein säuberlich von Hand adressiert. Routiniert legt das junge Mädchen hinterm Schalter einen Brief auf die Computerwaage. Wenn Sie wollen, können Sie ihn als Brief versenden. Dann ist es billiger! Die Dame ist zufrieden. Ein paar Briefe an ihre Lieben. Weihnachtspost. Adventliche Posterfahrung.

Die Post ist eine nützliche Institution. Und der Advent eine Zeit voller Herausforderungen für sie. An ihre Leistungsfähigkeit. Der Arbeitsalltag ist intensiver geworden. Die Weihnachtspost und eine größere Zahl von Paketsendungen erhöhen die Betriebsamkeit. Dabei gehe die Zahl der Weihnachtsgrüße spürbar zurück, erzählt ein „Engel hinterm Schalter“. Die Leute schreiben halt weniger, mutmaßt sie. Haben sie keine Lust mehr auf „Weihnachtsgrüße“? Alles erzwungen, gekünstelt und sinnlos, weil es eh keiner liest? Weihnachten ohne Post? Kein Geschäft mehr für die gelben Transporteure?

Neue Formen wachsen im Windschatten der neuen Medien heran. Längst werden Weihnachts-E-Mails mit beigefügten „Xmas-Cards“ verschickt. Die gute alte Post gerät unter Druck. Das Fest der Menschwerdung Gottes hat sich unaufhaltsam zum Kommerzspektakel verändert. Und davon müssen natürlich alle Haushalte gut informiert werden!

Andererseits: Passt nicht das Bild der Hirten auf all die Tausenden Postler? Werden nicht auch jene mit dem Auftrag losgeschickt, die Botschaft zu verkünden? Jene der Gewerbetreibenden und Firmen hinaus zu tragen, zu verkünden, auf dass alle teilhaben können am Glück und Segen der Geschenke? Sarkasmus allein hilft uns nicht weiter, aber die Hirten waren tatsächlich unterwegs, den Stall mit dem Kind, das die Welt erlösen soll, zu finden.
Die Engel und Hirten hatten es nicht leicht. Geheimnisvoll die Quelle und das Ziel unklar. Da sind die Postbeamten und Briefträger besser dran. Die „Engel hinterm Schalter“ verkünden keine himmlische Botschaft. Sie wissen, was zu tun ist in diesen Tagen, wieviel Arbeit und Anstrengung noch dahinter stecken, bis alle zu ihren bestellten Geschenken und Gaben kommen. Sie tragen dazu bei, dass ein wenig Menschlichkeit auch im hektischen Gedränge spürbar, dass der Dienst am Nächsten groß geschrieben wird.

Und die Hirten machten sich auf und gingen hin, um das Kind zu finden. Wie weit gelingt es uns, ein Hirte zu sein, der sich aufmacht und nach dem Stall fragt, nach dem Grund der Freudenbotschaft vom Licht aus der Höhe?

Das Postamt leuchtet im Advent am späten Nachmittag meist aus allen Fenstern. Wie ein überdimensionaler Adventkalender mit lichterfüllten weit geöffneten Fenstern! Vielleicht ist es eine profane Vorwegnahme der Helligkeit des Hochglanzfestes, das wir feiern wollen, weil wir informiert wurden und die Hirten damals und heute angekommen sind!