HELMUT LODER'S Adventkalender
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24 Die Liturgie der Liebe!
Das Fest der Freude in der Kirche

Angekommen. Auf unserem Weg durch eine adventliche Stadt. Wir schreiben den 24. Dezember: Heiliger Abend. Das große Haus mit dem spitzen Turm wie ein steingewordener Fingerzeig in den Himmel, ist unser heutiges Ziel: die Pfarrkirche. Kein Stall, keine Höhle. Das Gottes-Haus. Die Pfarrkirche. Die Mitte der Stadt. Von weitem sichtbar. Ein deutlicher Hinweis: Hier wohnen Christen. Weihnachtsmenschen.

Unsere Kirche: ein paar Tage der Stall für Gottes Ankunft. Anders als vor 2000 Jahren. Damals war das Geburtshaus Jesu kein prächtiger Steinbau mit einem riesigen Mittelschiff, kunstvollen Glasfenstern und bunten Deckengemälden. Geschmückt war es auch nicht. Wie heute bei uns. Der Adventkranz und seine Lichter haben ihre „Feuerprobe“ bestanden. Im Altarraum steht für die nächste Zeit ein Fichtenbaum mit Strohsternschmuck und Kerzen.

Den Kindheitsgeschichten zufolge war die erste Unterkunft des Erlösers eine Felsenhöhle, ein Unterstand für Tiere auf dem Hirtenfeld bei Betlehem. Daraus ist im Laufe der Geschichte ein Stall geworden. Diesen Stall bewundern wir heute in der abendländisch geprägten Krippe für die Kinder, wenn er spätestens nach der Krippenandacht am Nachmittag des Heiligen Abends zur Besichtigung freigegeben wird.

Der Heilige Abend. Beladen mit zu vielen Erwartungen innerhalb der Kleinfamilien, bepackt mit romantischen Hoffnungen und Sehnsüchten, kaputtgetrommelt durch die wochenlange Dauerberieselung aus Radio und Fernsehen, zum Scheitern verurteilt. Einerseits ein profaner Tag: Einkaufen, die letzten Geschenke besorgen. Andererseits aber noch immer ein Tag der religiösen Wiederbelebungsversuche. Manchmal gelingt es, oft aber sind Sprachlosigkeit und schulterzuckendes Aufgeben christlicher Weihnachtsfeierformen die Realität.

Geblieben sind die litaneiähnlich wiederholten Slogans vom „Fest der Kinder“ und die Versuche der Kirche, bereitwilligen Eltern und ihren Kindern beim Einstimmen auf den heiligen „Abend“ zu helfen. Damit die Geburt des Jesus von Nazaret nicht ganz aus dem Blickfeld verschwindet.

Weihnachten ist zweifellos ein ganz besonderes Fest. Pastorale Mitarbeiter und Religionslehrer gestalten kurze Krippenandachten, wo möglich mit Hirtenspiel und kindgerechtem Evangeliumstext. Es ist noch nicht gänzlich dunkel geworden. Weihnachtlich duftet es den ganzen Tag über nach Tannenreisig und Kerzengeruch. Und wenn die Pfarrkirche gesteckt voll ist mit kleinen und größeren Kindern, mit Großeltern und jungen Vätern, wenn ein bekanntes Adventlied angestimmt wird, dann spürt man, es ist wieder soweit.

Der Zauber einer außergewöhnlichen Zeit und einer befreienden Botschaft nimmt groß und klein gefangen. Wirkt zeichenhaft Wunder. Das Licht der Kerzen, die wundersame Geschichte der Geburt in einem ärmlichen Stall, vermögen noch immer einen Ausdruck des Staunens und der Freude auf die Gesichter der Feiernden zu zeichnen. Weihnachten geht unter die Haut, glänzt in den Augen und hört sich in den Liedern gut an. Auch wenn man den Text erst wieder mühsam rekonstruiert.

Die Liturgie sucht das Geheimnis dieser seltsamen Nacht zu übersetzen. Wenn sich später die letzten Mettengänger in die Pfarrkirche gedrängt haben und die Feier beginnt, dann werden selbst Hartgesottene mitgerissen in den Strom der Freude über die Menschwerdung Gottes. In diesem Haus mitten in unserem Ort wird er spürbar, der sein Zelt aufschlägt unter den Menschen. Der sich niederlässt und greifbar wird in einem hilflosen Kind, das am Beginn seines Lebens nicht einmal ein richtiges Dach überm Kopf hatte.

Jahr für Jahr feiern wir in unseren Kirchen die „Einwohnung Gottes“, wie es in einem alten Kirchenvätertext heißt. Gott will bei uns sein, den Menschen zugetan, die Kraft der Liebe verschenken. Für eine Zeitlang ist so etwas wie intensives Heimatgefühl in unserem Gotteshaus erfahrbar geworden. Eine Heimat haben bei ihm und mit ihm, der sich ein Haus gewünscht hat, um mit uns das Leben zu teilen. Weihnachten ist wie ein Dach für die Seele, für die Sehnsucht nach Heimat und Sinn.

Zwei Minuten – Einfach zum Nachdenken:
Wie gestalten wir in unserer Familie diesen heiligen „Abend“?
Worauf freust du dich in deiner Pfarre? 3612