HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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5. Dezember
Die Nacht und die Angst - Die Angst in und vor der Nacht

Blut schwitzen. Schweißperlen auf der Stirn. Davonlaufen müssen. Sich vor den Schlägen aus der Dunkelheit ducken. Hände hochreißen, Angst haben.

Erraten, „Krampustag" ist heute, die „Bartl“ sind für einen Nachmittag und eine Nacht lang unterwegs. Da geht bei den diversen Vergnügungen die Post ab. Eine heiße Nacht wird auf dem Plakat versprochen, grell angekündigt, eine höllisch-geile Nacht. Ob verkleidet oder nicht, klischeehaft aufgedonnert oder erotisch lasziv: Das Böse hat heute Ausgang. Die kleinen und großen „bösen Buben“ schlagen einmal ordentlich zu. Lautstark und stark betrunken sorgen sie für Abwechslung und Action in unserem Land. Und für Angst. Zumindest bei den Kindern.

Nacht und Angst. Ein sattsam bekanntes Paar. Viele fürchten sich in der Nacht, manche vor der Nacht und andere wiederum nach dieser Nacht. Dabei ist die Furcht vor der Dunkelheit so alt wie die Menschheit selbst. Das Unbekannte, Ungewisse und Unsichtbare lässt die Nerven flattern und den Puls rasen. Erst mit dem Feuer beziehungsweise mit dem Licht konnten Ängste – ob begründet oder unbegründet – abgebaut und besiegt werden. Angst essen Seele auf. Aber die Seele kann sich wehren.

Diese Nacht beginnt meist schon am Nachmittag. Eine Nacht voller Angst. Keine adventliche Nacht. Eine unnötige Angst-Lärm-Nacht. Künstlich verängstigt. Dabei gibt es genug Nächte voller Angst im alltäglichen Leben. Angst vor dem zudringlichen Vater, Angst vor den randalierenden Jugendlichen, die im Schutz der Dunkelheit spaßhalber zuschlagen, Angst vor dem alkoholisierten gewalttätigen Lebensgefährten, Angst um das Leben eines todkranken Angehörigen. Nächte voller Angst um das Überleben eines verunfallten Kindes auf der Intensivstation.

Einer der berührendsten Adventtexte, immer wieder gerne zitiert, stammt vom Propheten Jesaja, ist 2700 Jahre alt und verwendet ebenfalls das Bild von der Dunkelheit: „Das Volk, das im Finsteren wandelt, schaut ein großes Licht. Über denen, die im Lande der Dunkelheit wohnen, erstrahlt ein großes Licht… denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt.“ (Jesaja 9,1f)

Hoffnung ist da: Jede Nacht und alle Angst hat ein Ende. Ein neuer Morgen wird sein. Das ist die Hoffnung, die den Advent wie ein Same durchkeimt. Leben wird möglich sein, Liebe und Frieden. Und niemand braucht sich mehr fürchten. Keine Schweißperlen im Gesicht. Durch ein Kind!

Der Priesterdichter Joop Roeland drückt es in seinem Text „fürbitte zu weihnachten wider die nachtangst" so aus: fürbitte wider die abweisung/ wider die nachtangst/ … um wachsamkeit/ um hellhörigkeit/ um augenlicht/ … (joop roeland, an orten gewesen sein, S. 216).

So möge die Angst aus unseren Nächten verschwinden, mit unserer Hilfe, unserer Aufmerksamkeit und aus Liebe zu all den „Gotteskindern“ unserer Zeit.