HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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3. Dezember
Rastlos, ruhelos, schlaflos

Ein Klassiker und noch immer spannend, Vance Packard: Die ruhelose Gesellschaft. Darin beschreibt der amerikanische Autor 1973 die damals schon erkennbare pathologische Beschleunigung unserer Zeit. Tempo und Hektik, fast schrankenlose Mobilität, Ruhelosigkeit und Betriebsamkeit Tag und Nacht. Nicht nur bei der Arbeit. Auch im Lifestyle, bei der Unterhaltung. Tag und Nacht. Rastlos und ... schlaflos!

Die Anrainer sind empört. Der neue Besitzer des alten Stadtkinos präsentiert bei der Bauverhandlung zur Umgestaltung die Pläne einer Großstadt-Disco. Öffnungszeiten von 22 – 6 Uhr früh. Lärmschutzwände hat er schon einkalkuliert. Trotzdem sind die Eltern von Kleinkindern und ältere Menschen entsetzt. Mitten im Wohngebiet. Gerade in der Nacht so ein Lärm! Die Autos, die hin- und wegfahren, die laute Musik im Lokal, das grelle Licht der Scheinwerfer. Die Anrainer sind empört und hilflos. Machtlos. Alles ist rechtens. Wirklich?

Wir schlafen zu wenig. So rütteln uns in jüngster Zeit Zeitungen und Zeitschriften aus unserem Dornröschenschlaf hoch. 1 ½ Stunden Schlaf fehlen uns statistisch gesehen. Speziell den Mitteleuropäern. Die Nacht wird zum Tag, der Rhythmus der Umtriebigkeit breitet sich flächendeckend aus. Fernsehen rund um die Uhr, Ausgehen bis zum frühen Morgen. Das macht sich bemerkbar. Die Müdigkeit wächst, Unkonzentriertheit nimmt zu. Arbeits- und Verkehrsunfälle auf grund von Schlafdefiziten schlagen sich mit 10 Milliarden Euro für die Wirtschaft zu Buche.

Wir machen die Nacht zum Tag. Kunstlicht, geänderte Ladenöffnungszeiten, der Zwang zur Auslastung von Maschinen, die verstärkten Dienstleistungen bei Transporten wie auch im Sozialbereich treiben uns in die Nacht. Die keine Zeit für Erholung mehr zulässt. Und immer mehr junge Menschen sind zu nachtschlafener Zeit (!) unterwegs. Auf der Suche nach Zerstreuung und Belustigung. Rastlos, ruhelos, schlaflos.

Wir schlafen zu wenig. Leben in der Angst, etwas zu versäumen, etwas zu „verschlafen“. So bleiben wir wach und munter, bis wir uns ungewollt tatsächlich schlaflos im Bett wälzen und (Ein)Schlafmittel brauchen.

Advent 2003. Haben Sie heute Nacht gut geschlafen? Ausreichend lange? Oder sind Sie noch gerädert und müde, irgendwie unausgeschlafen? Schlaflose Nächte, erschöpftes Leben. Verschlafen wir da eine fragwürdige Entwicklung?

Vielleicht sollten wir ein neues Gebet schreiben: Herr, gib mir/gib uns allen einen guten Schlaf, den Schlaf des Gerechten, damit wir keine Angst mehr haben vor der Nacht ...


Zerstreuung & Nervenkitzel bis spät in der Nacht ...