Es gibt Nächte, die nicht und nicht enden wollen. Schlaflos wälzt man sich von einer Seite auf die andere. Die Nacht scheint ewig zu dauern. Manchmal sind es Sorgen, Ängste, Schmerzen, Befürchtungen, die einen nicht in Morpheus Arme sinken lassen. Vielleicht horcht man aber auch nur hinaus in die „Welt“, liegt hellwach da und hofft auf ein Geräusch, das das Kommen eines lieben Menschen anzeigt? Das Eintreffen hörbar oder sichtbar macht. Vielleicht wartet man „nur“ auf etwas?
Es gibt für jeden von uns solche Nächte. Unendlich lang. Fast nicht auszuhalten. Die langen Nächte, ohne erkennbares Ende. In denen wir uns nach Licht, nach dem Morgen, nach einer guten Nachricht sehnen.
Meine Schwiegermutter erlebte auf einer Nordlandreise ebenfalls sehr lange Nächte. Im Norden Europas leben die Menschen mit der Wirklichkeit der langen Nächte. Und sie war einerseits fasziniert, andererseits spürte sie nach eigener Aussage, dass es nicht leicht ist, damit zu leben. Die verhaltene Dunkelheit über Stunden hin zu spüren, den ganzen Tag lang Licht einschalten zu müssen und auch im seelischen Bereich die Nacht als Druck zu fühlen, ist recht anstrengend. Eigentlich sogar sehr unangenehm. Wie gehen die Menschen in diesen Landschaften damit um? Wie empfinden sie die Nacht?
In unserem Glauben finden wir viele Zeugnisse von Erfahrungen
des Verdunkeltseins, der Nacht des Zweifels, des Nichtmehrglaubenkönnens,
der Angst vor der Finsternis.
Immer wieder berichten Propheten, Heilige und engagierte Christen von
der „Nacht, die sich ins Herz schleicht“, von der „Verzweiflung“,
die sie erfüllte, als die alles verschlingende Nacht sich auf ihre
Seele legte.
Ebenso oft war eine solche Nacht mit vielen Sorgen und Ängsten,
den schwarzen Gedanken, Ausgangspunkt für Sehnsucht und Hoffnung.
Für neuen Mut und unerwarteten Aufbruch. Für ungeahnte Energien.
Für viele kleine Lichter und Helligkeiten in der Welt. Oft waren
es Nächte der Entscheidungen. Neues wurde entwickelt, konnte realisiert
werden.
Advent ist nicht die Zeit der längsten Nacht. Advent
hat ein Ende. Ein Ziel. Ein Licht am Ende des Tunnels, ein Ablaufdatum.
Durch unsere Hoffnung können wir das Ende der Finsternis und Dunkelheit
herbeiführen, beschleunigen.
Advent ist eine Reise(bewegung). Pierre Stutz hat das in einem Text ausgesprochen:
„Unterwegs in der Nacht, still werden,
auch wenn es anfangs schwer fällt
Unterwegs in der Nacht, einer Fackel folgen
Ausdruck unserer Sehnsucht, die uns alle bewohnt
Unterwegs in der Nacht, um ein Feuer versammelt sein
Und jedes Gesicht ist erhellt
Unterwegs in der Nacht
Schritt für Schritt gehen
Allein und doch miteinander“
Mit wem sind Sie unterwegs in den langen Nächten … ?
Helmut Loder
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