HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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17. Dezember
Wir haben die stillen Nächte verloren

Unsere Nächte sind laut (geworden). Nicht nur die Tage. Aber manchmal, da erlebt man ein „Wunder“. Zum Beispiel bei Nachtwanderungen, beim schweigend in die Nacht hineingehen. Das fasziniert unglaublich, fordert heraus. Auch und besonders bei Kindern und Jugendlichen. Nach einer ersten Gewöhnungsphase verstummen sie nämlich tatsächlich. Vielleicht nicht für die ganze Strecke, aber sie werden still. Sie spüren, da liegt eine Kraft in diesem Schweigen.

„Das Schweigen ist die Heimat des Wortes.“ Ein berührend schöner Titel. Schwester Renate Becker, eine Eremitin in Deutschland, hat ihre Gedanken zur Stille der Nacht mit diesem Satz überschrieben. Sie zitiert ein Gedicht von Ute Zydek mit dem Titel „Hole das Herz heim“ und meint: „Die stillen Nächte der Dichterin stehen für alle Möglichkeiten der Stille, die wir verloren oder vielleicht nie gekannt haben. Wie viele von uns verwechseln Lärm, Betriebsamkeit und Leistung mit Leben?“

Von der Stille der Räume zur Stille des Wortes führt wirklich oft nur ein kurzer Weg. All die nervösen Talks und Diskussionen, Streitgespräche, wie sehr verstören sie Menschen, übertönen sie ihre Hilfeschreie und Notrufe. Lassen sie verstummen. Dabei kann Schweigen heilsam sein. Nicht zufällig singen wir: Schweigen möcht´ ich, Herr! Eine Bitte aus einem religiösen Lied. Schweigen lernen, Schweigen üben, ...

Ute Zydek gibt uns auch Anregungen, wie wir lernen können, die stillen Nächte wieder zu gewinnen: „Schließe die Augen, bleib wachsam, hole das Herz heim, mach eine Wendung, lasse dich rufen, ...“

Allesamt Adventvorsätze. Literarisch formuliert, mit zitternder Hoffnung in der leisen Stimme. Wer sich auf sie einlässt, der wird das Geheimnis der heiligen Nacht erfahren.

Hole das Herz heim

Wir haben die stillen
Nächte verloren

Du durchwachst das Grauen
Mit geöffneten Augen
Und der argen Zeit Lärm
Klappert neben deiner Schlafstatt

Schließe die Augen
Bleib wachsam

Hole das Herz heim
Mach eine Wendung
Und es kann geschehen
Dass einer dich ruft

Dich über die Grenzen trägt
In einer heiligen Nacht

Ute Zydek