HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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24. Dezember
Stille NACHT, heilige NACHT, niemand schläft, alles wacht ... auf!

Heute ist Heiliger Abend. Den ganzen Tag. Die Moderatoren in den Rundfunkanstalten und im Fernsehen säuseln in einem fort besonders besinnlich von diesem heiligen Tag. Vom Licht ins Dunkel zum Beispiel. Seltsam nur, dass damit nicht in erster Linie die Geburt Jesu gemeint ist. Eine der größten Spendenlawinen des Jahres ergießt sich an diesem Tag und in der kommenden Nacht über die Hilfsorganisationen, die dieses Geld sicher gut gebrauchen und einsetzen können. Schrille Klischees, ein schaurig frommes Weihnachtsbild: Der HEILIGE Abend ist endlich gekommen.

Manche unter uns resignieren, andere lassen sich mittreiben und spielen mit beim letzten Einstimmen für die Konsum- und Genussorgie der folgenden Tage (und Nächte). Wieder andere suchen nach einfachen schlichten Formen, diesem Tag und dieser besonderen Nacht ein persönliches „Gesicht“ zu geben.

Wie artikuliert E.C. Heinisch seine Bedenken? „Entgegnung. Es ist unwahr, dass uns der Flitter genügt / die Flasche unter m Baum / und das Lächeln der Nachbarin. // Unwahr ist, dass wir die Herzen mit Schallplatten stillen und grüßen per Drucksache. // Unrichtig ist ferner, / dass wir die eisernen Masken nicht abnehmen am großen / Heiligen Abend der Erde … Es ist wahr, / dass wir ehrlich die Hand ausstrecken / in die Weite der Nacht, / die Hand des Bruders/der Schwester zu fassen. // Und es ist wahr, / dass wir sie nicht erreichen, / weil eine einzige Nacht nicht genügt, / eine einzige Nacht unter Nächten!“

Sie genügt tatsächlich nicht. Der eine Heilige Abend macht das Defizit gelebten Glaubens, die nachlässige Praxis nicht kleiner. Aber ein kleiner lebendiger Rest guten Willens und Versuchens ist noch vorhanden.

Und noch etwas prägt diesen 24. Dezember jedes Jahr von neuem: ein Lied. Ein religiöser Dauerbestseller, der unangefochtene Number-One-Hit: Stille Nacht, heilige Nacht. Das zweifellos berühmteste Weihnachtslied, 1818 von Josef Mohr und Franz Xaver Gruber gedichtet und vertont, ist eine gewaltige Herausforderung geworden, für unsere Art und Weise die Gottesgeburt in einem Menschen zu feiern. Wird doch in diesen wenigen Zeilen und Strophen die grandiose Botschaft vom holden Knaben mit dem lockigen Haar mit viel Gefühl und Raffinement ausgesprochen und wiedergegeben. Von welchem anderen Weihnachtslied lässt sich das auch behaupten?

Glauben die Menschen, was sie da singen? Was steckt dahinter, wenn es heißt: Alles schläft? Wer schläft … den Schlaf der Gerechten? Sind wir müde … geworden von den vielen Vorbereitungsarbeiten? Müde der vielen Versprechungen, die nicht eingehalten werden (konnten)? Müde vom Warten auf den omnipotenten Retter und Erlöser? Ist es wirklich ein holder Knabe im lockigen Haar?

Ein Lied geht um die Welt. Erzählt in einfachen Worten die Frohe Botschaft. Von jener stillen (?) heiligen Nacht, in der uns die Fülle der Gnade zuteil wurde (3. Strophe des Liedes, nicht gesungen). Von Jesus, dem Gott in Menschengestalt. Unterlegt mit einer süchtig machenden Melodie. Das Lied rührt an. Und egal, ob aufgemotzt, modern, klassisch oder volkstümlich gesungen, es öffnet die Herzen.

Vielleicht ist es gut so. Dass es ein Lied ist, das uns den inneren Kern des Weihnachtsfestes erschließt. Und wenn wir es heute Nacht bei der Christmette singen, hören Sie genau hin, und denken Sie daran: Stille Nacht, heilige Nacht, niemand schläft mehr, alles ist wach und singt voller Freude: Jesus der Retter ist da!