HELMUT LODER'S Adventkalender
Die Nacht des Heils |
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22. Dezember
Viele Sterne am NACHT-Himmel

In der Nacht ist der Blick nach oben ein anderer. Zu keiner Zeit des Tages kann man sich konzentrierter, unabgelenkter versenken. Der Blick in den Nachthimmel garantiert Staunen und Ehrfurcht. „… es betäubt uns der Nacht Majestät / Tausende Sterne / ach wären wir doch imstande / die ganze Nacht unter diesem Himmel zu stehen …“ Jan Skacel, der tschechische Lyriker, schreibt das in seinem wundervollen Sonett über die Nacht.

Vor das Haus treten, und den glitzernden Sternenhimmel betrachten, einmal richtig die Finsternis wahrnehmen und den vielen zitternden, zuckenden, unruhigen Lichtern in aller Stille nachspüren, das gehört zum Advent. Zeit für die Sterne, die Lichtboten der Ewigkeit.

Aber: „Der Stern von Bethlehem ist ein Stern in dunkler Nacht auch heute noch.“ Für Edith Stein war das Gewissheit. Ohne Sterne und Nacht ist die Zeit des Advents und das Fest Weihnachten für viele von uns undenkbar. Insbesondere der Stern von beziehungsweise über Bethlehem.

Die vor kurzem verstorbene evangelische Theologin und Dichterin Dorothee Sölle hat sich den Sternen und der Nacht auf ihre Weise genähert:
„In dieser Nacht / Verließen die Sterne / Ihre angestammten Plätze / Und zündeten Lärmfeuer an / Überschallschnell.
In dieser Nacht verließen die Hirten / Ihre Arbeitsstellen / Und schrieen sich in die verkrusteten Ohren / Die neuen Parolen.
In dieser Nacht / Liefen die Rosen / Der Erde davon / Und fingen an / Das Blühen im Schnee“.

Für sie steht fest: In dieser Nacht der totalen Nähe Gottes zum Menschen, da löst sich die alte Ordnung auf. Die Sterne bleiben nicht einfach mehr <oben>. Sie „zünden Lärmfeuer an“, überschallschnell. Es ist fast unbeschreibbar, was geschieht. Mit ihren Bildern im Text malt sie ein starkes Bild von der Umwertung althergebrachter Ordnungen. Gott kommt herunter und wird Mensch. Kein Stern bleibt auf dem anderen.

Astronomen, sternverliebte und staunende Menschen aller Kulturen haben in immer neuen Variationen dieses Detail des Weihnachtswunders ausgeschmückt. Tausende Zeichnungen und Bilder, ob von kleinen Kindern oder großen Träumern zeigen auf, wie wertvoll die Bilder von Sternen in der dunklen Nacht für das Verständnis von Weihnachten sind.

Sterne weisen den Weg. Seit Jahrtausenden. Den Kundigen, und allen anderen Menschen mit offenen Augen. Sterne erleuchten die Nacht. Nehmen ihr ein wenig von der Bedrohung, von der Wucht der Unendlichkeit. Angelus Silesius hat in unübertrefflicher Weise das, was wir zu Weihnachten feiern, noch präziser auf den Punkt gebracht: „Morgenstern der finstern Nacht, / der die Welt voll Freuden macht. / Jesu mein, komm herein, /leucht in meines Herzens Schrein.“ Ein Stern verkündet die Geburt Gottes unter den Menschen: Jesus. Ein Stern erinnert uns an die Heimat bei Gott.

Nehmen wir uns ein paar Minuten Zeit und treten wir vors Haus, riskieren wir einen Blick hinauf in die Wunderwelt des Himmels. Es wird ein Blick der Liebe sein. Mit großer Ehrfurcht und Dankbarkeit.

P.S.: Das Geschenk des kleinen Prinzen: "Du wirst Sterne haben, wie sie niemand hat... Wenn du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es dir sein, als lachten alle Sterne, da ich auf einem von ihnen wohne, auf einem von ihnen lache. Du wirst Sterne haben, die lachen können!" (Antoine de Saint-Exupery)