HELMUT LODER'S Adventkalender
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06. Dezember: Der verschenkte Himmel

Wenn der Himmel über allen aufgeht. Ein Bischof als Freund. Ein Schutzpatron der Kinder.

Der Himmel geht über allen auf. Titel eines Liedes. Kurz, aber einprägsam. Ein Kanon für die Endlosschleife. Wird bei religiösen Feiern mit Jugendlichen gern gesungen. Der Himmel geht über allen auf, auf alle über, über allen auf. Der Himmel geht auf. Öffnet sich. Für alle. Bloß, wie soll das gehen? Was ist damit gemeint? Was bedeutet das, wenn der Himmel auf alle übergeht, alle angeht?

Ein Mann des Himmels steht im Blickpunkt des Tages . So wird er hin und wieder bezeichnet. Der heilige Nikolaus, dessen Gedenktag wir heute feiern. Der Bischof, der sich kaum wieder erkennen würde in all den Bildern, Zeichnungen und Darstellungen. Und in manchen Menschen, die in seinem Namen durch das Land ziehen.

Verkleidet mit Rauschebart und rotem Pelzmantel, als hätte er nur als alter seniler Mann gelebt. Ein Mann des Himmels? Der rote Hilfssheriff für hilflose Eltern soll beeindrucken und Geschenke verteilen. Der kommt weil bestellt. Über 400 Mal wurde er allein in Graz und Umgebung heuer "geordert". Und wenn er kommt, verteilt er viele himmlische Süßigkeiten, und der Himmel geht über allen Anwesenden auf . Oder auch nicht.

Das Geschäft mit dem Bischof aus Myra blüht. Jedes Jahr werden mehr Schokoladenfiguren verkauft. Die Säckchen für die nächtliche Gabenspende wollen gefüllt sein. Aber dem frommen Brauch zum volkstümlichsten aller Adventgestalten entschwindet langsam der christliche Hintergrund. Nikolaus verkommt leider immer öfter zur Märchenfigur, die auf einem silbernen Schlitten vom Himmel herabkommt. Oder er landet mit dem Hubschrauber auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum. Wie war das noch? Der Himmel geht über allen auf? Wer kommt da vom Himmel her?

Nichtsdestotrotzdem. Die Figur des heiligen Bischofs aus Myra hat trotz aller Fehlentwicklungen und Missbildungen eine Verbindung zum Himmel. Denn Nikolaos, der hellhörige Vorsteher seiner Diözese verkörperte den Typ eines Jesusfreundes und Nachfolgers, der schon allein durch seine Lebensweise den Himmel aufgehen und herabkommen ließ. Er hat den Himmel verschenkt, wenn er bedürftige Töchter vor dem Verkauf rettete, Hungrige speiste und Unschuldige zu ihrem Recht verhalf. Er war ein Mann des Himmels und der Tat.

Der verschenkte Himmel. Das ist kein billiges Wortspiel. Er hat den Himmel auf viele übergehen lassen, über allen aufgehen lassen. Seine Liebe galt dem Verschenken. Manchmal waren es Goldstücke, manchmal Glauben, aber immer war es ein Stück Himmel. Nikolaus kann man feiern. Gelegentlich oder immer öfter sollten wir ihn nachahmen. Nicht nur im Advent. Am 6. Dezember. Wenn er wieder den Himmel verschenkt .