HELMUT LODER'S Adventkalender
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16. Dezember: Der bunte Himmel

Eine lustige Kinderbuchgeschichte über die Farbe(n) des Himmels.

Warum muss der Himmel blau sein? Ja, warum kann er nicht ganz andere Farben zeigen? Warum muss der Himmel wirklich blau sein? Das fragt sich in einer Geschichte von Martin Auer der Erzähler. Einer, der sich Flügel anschnallt und im Nu alles übermalen kann. Er malt sich aus, wie es wäre, einen Morgenhimmel zu malen, der ganz anders aussieht. Er malt den Himmel neu aus .

"Ich nahm meinen Himmelmalerpinsel und sechzig Millionen Tonnen Himmelsfarbe, zog meinen Himmelmalerkittel an, damit ich keine Flecken aufs Hemd kriegte, schnallte meine Himmelmalerflügel an und machte mich an die Arbeit. Zuerst malte ich einen Ganz-früh-am-Morgen-Himmel. Vielleicht zart apfelgrün, dachte ich, mit so kleinen lila Beistrichen drin. Das passt gut zu einem Sommermorgen, wo man schon beim Aufwachen Appetit auf Gelee-Obst hat. Und ich machte das so. "Gut", sagte ich, "und jetzt einen Frühstückshimmel." Ich malte den Frühstückshimmel glänzend porzellanweiß mit blauen und rosa Blumchen und einem Goldrand rundherum. Ich wusste nur nicht, sollte ich die Sonne machen wie eine Semmel mit Erdbeermarmelade oder wie ein Spiegelei."

Martin Auer spinnt eine lustige Geschichte. Und schmückt sie mit großer Fantasie aus. Mittagssterne für den Mittagshimmel, und neue Farben für den Nachmittagshimmel:

" Den Mittagshimmel, den machte ich golden, heiß und glänzend, mit winzig kleinen Edelsteinen darin, die blau wie Wasser glänzten. Denn ein Himmel muss Sterne haben", sagte ich, ,,und wenn es Mittagssterne sind." Aber den Nachmittagshimmel, den malte ich ganz leicht, wie ein rosa und weißes Sommerkleid, wie Wasser, das über Steine plätschert, wie Zitronenfalter und Marienkäfer, wie Glockenblumen und Margeriten. Wisst ihr, was das für eine Farbe ist? Wie zwei Verliebte, die über die Wiese laufen!

Ein bunter Himmel. Diese Veränderung bewirkt viel Unterschiedliches. Der bunte Himmel aber wird mehr und mehr zum Ärgernis, zum Problem. Von zahllosen Anfragen genervt, zieht er die Konsequenz und nimmt die Veränderungen wieder zurück. "Und dann kamen die Reporter und wollten wissen, was mich auf die Idee gebracht hatte und was ich als Nächstes malen würde und ob es ein Reklamegag für eine Limonadenfirma sei. . Dann riefen die Gärtner an und sagten, sie bräuchten keinen Verliebtenhimmel, sondern einen ordentlichen Regen, und die Verliebten riefen an und sagten, sie wollten lieber eine Laser-Show, und aus Australien kam ein Anruf, ich solle gefälligst auf die Uhr schauen, bei ihnen sei es drei Uhr Nachmittag und was sollten sie um die Zeit mit einem flauschigen Teddybär-Nachthimmel anfangen? Und das Umweltschutzamt rief an und sagte, wo kommen wir denn da hin, und die Luftpolizei rief an, ob ich überhaupt einen Pilotenschein hatte, und die Firma Sport Wallner rief an, ob ich ihnen das Patent für die Flügel verkaufen könne, . und da sah ich ein, dass das Ganze ein großer Fehler gewesen war.

Ich nahm meinen großen Himmelsradierer und radierte alles wieder aus. Aber wo ich meine Flügel versteckt habe und die anderen Himmelmalersachen, das sage ich nicht."

Martin Auer geht in seinem (leider vergriffenen) Buch "Der bunte Himmel", 23 Wunschgeschichten zum Lachen und Wundern, zum Nachdenken und Nachträumen, der interessanten Frage nach den Konsequenzen eines ganz neuen, ganz anderen Himmels nach. Wir tun das im Advent - so meine ich - auch hin und wieder. Wir könnten davon lernen. Die Frage lautet nur: Was? Wie würdest du auf einen bunten Himmel reagieren?

Die Geschichte "Der bunte Himmel" ist in der Rubrik HINWEISE nach zu lesen.