HELMUT LODER'S Adventkalender
Himmelweit[h]offen |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24

04. Dezember: Der zerschnittene Himmel

Vom Leben hinter Gittern. Und von einer heiligen Frau: Barbara

Nicht immer und überall ist der Blick in den Himmel uneingeschränkt möglich. Manchmal ist er gut unter Kontrolle. Fensterkreuze und Gitterstäbe behindern die Sicht. Zerschneiden den Himmel. Teilen ihn auf, sperren ihn weg, sperren ihn ein. In eines der vielen Gefängnisse irgendwo auf der Welt. Für Männer und Frauen.

Frauen im Gefängnis. Verfolgt, verurteilt und vergessen. Misshandelt und gequält. Erniedrigt und gefoltert. In Deutschland ist der Frauenanteil in den Gefängnissen seit 1993 um 75 Prozent angestiegen. In Amerika sitzen derzeit mehr als 100.000 Frauen im Gefängnis. Und es werden immer mehr. Unter dem zerschnittenen Himmel.

Wir feiern heute Barbara . Die Fremde. So lautet ihr Name übersetzt. Wir wissen wenig Gesichertes über sie. Aber es gibt viele Legenden, seit Jahrhunderten überliefert und phantasievoll ausgeschmückt: Eine junge Frau, die Tochter eines reichen Landpflegers, begehrt auf. Löst sich aus der Enge der Unterordnung, des blinden Gehorsams. Wird eine Gottsucherin. Eine der bekanntesten christlichen Heiligen. Vom eigenen Vater hinter Gitter gebracht. Eingesperrt und ermordet, weil die Tochter geglaubt hat.

Barbara ist auf der Suche. Nach Gott. Nach einem lebendigen Gott im Himmel. Die junge Frau wird fündig. Und sie setzt Zeichen. Lässt ein drittes Fenster einbauen. Davon erzählen die Texte, Geschichten und Berichte. Ihr Glaube ist stark. Verwandelt trockene Zweige in Blüten. Kahle Zweige in sprossende Farbenpracht. Der Himmel blüht auf. Das Leben ist stärker als der Tod.

Noch immer gibt es zerschnittene Himmel. Auch jetzt im Advent. Für tausende Menschen ist das Leben wie vergittert. Gefangen in Dunkelheit. Ob im Gefängnis oder in der Sucht, in Krankheit und Leiden. Zeiten der Enge, der verlorenen Hoffnung. Wir brauchen das Licht der wunderlich blühenden Zweige, die Hoffnung aus dem Himmel eines liebenden Gottes.

Barbara hat ein Schlupfloch gefunden für den zerschnittenen Himmel.