Er ist präsent. Unübersehbar. Der Heilige der Nächstenliebe. Natürlich, Bischöfe sehen meist anders aus. Aber er hat es geschafft. Kommt auf die Titelseite der Tageszeitungen. Wird gefeiert und geehrt. An seinem Gedenktag. Genauer gesagt, schon seit Wochen steht er in den Regalen. Millionenfach in Schokolade aufgewogen: Nikolaos aus Myra. Unbekannt? Der heilige Nikolaus.
Ein Heiliger des Fensters. Die älteste Legende des ideenreichen und gütigen Bischofs plaudert aus der Schule. Hauptpersonen der Geschichte: Ein verarmter Vater und seine drei Töchter. Sie können nicht heiraten: Eine Mitgift ist nicht zu erwarten. Nikolaos erfährt davon. Wirft kurzerhand des Nachts drei Goldsäcklein durchs Fenster. Das hat Folgen. Sie können heiraten. Seither ist er Patron der heiratsfähigen Töchter.
Aber Nikolaus hilft und spendet auch anderswo. Tut Gutes, rettet Leben. Gilt bald als Wundertäter in Gefahr und Not. Sein Einfluss ist gewaltig. Die Menschen schmücken seine Güte aus. Erzählen wahre Wunderdinge. Und viele stellen sich unter seine Schirmherrschaft. Deshalb ist er heute der Patron der Bäcker, Pilger und Reisenden, und vieler anderer Berufe. Wie auch der Schüler!
Nikolaus, der Heilige des Fensters. Er wirft das rettende Gold beim Fenster hinein. Geschenkt! Übergeben zum Überleben. Beim Fenster hinein. Unerkannt geht er weg. Hat Gutes getan, ohne viel Aufsehen.
Wir werfen vieles beim Fenster hinaus. Bildlich gesprochen ... und real. Werfen weg, was uns nicht passt. In den Kram passt. Nicht aktuell und trendig ist. Verschwenden ungeheure Mengen von Energie und Rohstoffen, ohne an unsere Nachkommen zu denken. Und sind oft noch mächtig stolz darauf. Zum Fenster hinaus.
Beim Fenster hinein. Ein Bischof voller Energie. Kreativ und bescheiden. Vorbild und Impulsgeber. Weg mit den billigen Rotschlümpfen, den falschen Bischöfen, all den Aufblaspuppen des gnadenlosen Geschäfts.
Übrigens: Nikolaus trug keine Mitra, die Bischofsmütze aus zwei hochragenden Schilden. Zu seiner Zeit gingen Bischöfe oben ohne. Und ohne Hirtenstab. Der wurde ebenfalls erst lange nach ihm eingeführt.
Helmut Loder
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