HELMUT LODER'S Adventkalender
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5 Freie Sicht und heiße Köpfe - Sichtfenster
Krampustage

Ein neuer Begriff: Sichtfenster. Ein Fenster zum Hin(aus)schauen. Für Taucher, Feuerwehrmänner in schweren Schutzanzügen. Bei Brandkatastrophen. Hilfe in letzter Sekunde. Fenster aus der abgeschlossenen kleinen Körperwelt. Zur Sicherheit. Fenster zur Orientierung.

Die Spannung steigt in diesen Tagen. Wie wird es heuer sein? Fenster zu. Türen zu. Lasst keinen herein. Von den rauen Gesellen. Aus der brüllenden Rasselbande. Mit dem Winter, mitten im Advent, ziehen die Krampusperchten wieder übers Land. Uraltes Brauchtum? Die Krampusse sind unterwegs. Grölen und Schlagen. Versteckt, verkleidet. Anonym unter ihren schwarzen Fellen. Mit hässlicher Maske. Und kleinem Sichtfenster. Eine Show.

Das wirklich Böse trägt selten eine Maske. Meist kommt es unverhüllt. Die Erste Allgemeine Verunsicherung sang: Das Böse ist immer und überall. Ist wahre Wirklichkeit, unauffälliger Alltag. Trotzdem treten wir an, Tag für Tag. Gegen die Fratze der Gewalt. Gegen die Sinnlosigkeit des Mordens. Gegen den Tod. Den Schmerz, die Rücksichtslosigkeit, die Menschenverachtung.

Sichtfenster wünschen sich viele Kinder. Wenn sie vom „Bartl“ hören. Wenn die Ketten rasseln und Gebrüll das Stiegenhaus erfüllt. Die Ruten, Fratzen und Butten rühren an die ängstlichen Saiten unserer Seele. In den alten Bräuchen ist der Böse, der Krampus, gebändigt. Anwesend, aber er spielt keine Hauptrolle. Auf unseren „Krampus-Partys“ werden die Schlitze der Masken kleiner und die Hemmungen fallen. Seltsam, welche Lust am Gejagtwerden, an der Finsternis herrscht.

Der Advent ist nicht nur Kitsch und Sternchenzauber. Manchmal ist er brandheiß, der Advent. Wenn wieder einmal das Böse Feuer gefangen hat. Und der höllische Geselle in Flammen steht. Soviel Begeisterung tut nicht gut. Dann brennt es höllisch, wenn die Schläge übers Gesicht fahren und Striemen zurückbleiben.

Freie Sicht und weniger heiße Köpfe. Egal ob von Aggressionen oder Alkohol. Schon gar keine menschlichen Brandfackeln. Das Böse nicht ignorieren. Aber auch nicht in den Vordergrund stellen. Denn der Advent ist mehr als ein verengtes Sichtfenster.