HELMUT LODER'S Adventkalender
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11 Schau-Fenster
Blickfänger für flüchtige Träume und Wünsche

Sie sind hell erleuchtet. Aufwändig geschmückt. Die Eye-catcher, die Blickfänger der Vorweihnachtszeit: Schaufenster! Angeblich die begehrtesten Fenster im Advent. Neugierig promenieren Spaziergänger und Kauflustige langsam an den Glasfronten vorüber. Werfen ab und zu einen begehrlichen Blick in die lichterfüllten Dekorationen. Staunen oder schütteln den Kopf.

Schaufenster Advent. Was steht heuer in der Auslage? Was werden wir darin entdecken? Die Eile, die Angst, nicht das rechte Geschenk mehr zu finden? Die Lust, nicht mehr mitzuspielen? Die Müdigkeit nach zahlreichen Kilometern auf der Rolltreppe beim Tanz ums goldene Kalb? Die Sorge um das nötige Kleingeld für den gewaltigen Aufwand?

Stattdessen lasziv postierte Schaufensterpuppen mit gefrorenen Gesichtern, teure Kleider, unbezahlbarer Schmuck. Elektronische Konsumgüter, Luxuswaren, Gutscheine, Superangebote. Das Fest kann beginnen. Jederzeit. Sofort. Die Bankomatkarte gezückt. Das Päckchen unter den Arm geklemmt. So kurz ist der Weg vom Schau-Fenster in die Wohnung im 4. Stock.

Ein Schaufenster fasziniert mich besonders. Passau 2002. Eine Apotheke lässt Weihnachten kopf stehen. Zwei Weihnachtsbäume hängen „kopfüber“, verkehrt herum von der Decke. Provokation. Herausforderung. Einen konventionell geschmückten Baum findet man überall in der Stadt. Am Boden stehend. Steht Weihnachten endgültig Kopf?

Schaufenster sind Anziehungspunkte, Verlockung zum Kauf(en). Pfiffige Orte für seelenkundige Künstler. Im besten Fall Einladung. Dezent. Oder eben grobschlächtig. Raffiniert verführerisch oder sich plump anbiedernd. Immer aber sehe ich mich. Im Fenster. Und meine Fragen: Was verführt mich zu diesem Tun? Wonach strebe ich wirklich? Nach der Uhr mit dem Goldzifferblatt? Was bewegt mich, Dinge zu kaufen? Woran glaube ich?

Schaufenster. Kopfstände. Glitzernde flimmernde Lichtorgien. Geschenksberge. Kinder, die sich am Glas die Nasen plattdrücken. Augen voller Gier. Aber auch ein herzliches Funkeln, wenn man Langgesuchtes endlich gefunden hat. Zwischendurch vielleicht ein wenig Zeit, gemeinsam auszuruhen? Herauszutreten aus der Karawane der Glückssucher, der schier endlosen Prozession.

Schaufenster Advent. Wie würdest du dekorieren?