Ein Bischof mit dem Sack

Zwischen unsäglich kitschig und unsackbar glücklich!

Wohin das Auge (im Supermarkt) auch blickt, viele Bischöfe, in allen Größen. Diesmal eingepackt in Stanniol. Innen edle Schokolade, außen der übliche Mix aus Phantasie und Folklore. 1600 Jahre Tradition und legendäre Überhöhung hat Nikolaus hinter sich. Und er hält sich gut, der alte Herr, der Heilige, der Topstar in Rot. Der Gabenbringer aus der Türkei ist unverzichtbarer Teil des Advents. Ein Gutmensch, die Ikone der Liebe und Güte schlechthin, das große Vorbild, allzu oft präsentiert mit dem pädagogischen Zeigefinger. Und trotzdem unerreicht als christlicher Nothelfer. Unter den vielen Zeichen des heutigen Tages wähle ich diesmal ein Sackerl. Aus Papier. Da lässt sich vieles einpacken und hineinstecken: Obst, Süßigkeiten, und ein kleines Geschenk. Der Sack mit dem Bild des Kinderheiligen ist ein Transportmittel für die Gaben bzw. das Versteck. Anderswo ist es ein Schuh oder Stiefel oder Teller.

So viel wird in diesen Tagen eingepackt. Verpackt und hübsch zurechtgemacht. Wie die Schoko-Nikoläuse. Wir meinen es gut und spüren doch, wie schnell sich das Gedenken und die Freude über einen allzeit Hilfsbereiten im Konsumrausch verflüchtigen können. Die Diskussionen der letzten Jahre um den Auftritt des Schutzpatrons (!) der Schüler und Seefahrer haben gezeigt, wie schwierig der korrekte Umgang mit seiner Person und Rolle ist. Von Besuchsverboten ist da die Rede, von unzeitgemäßem Lob und Tadel. Dabei wollte er niemals ein „allwissender Superheiliger“ sein, sondern einer, der uns lehrt, wie schön es ist, zu teilen, zu helfen und anderen Freude zu bereiten! Deshalb sollten wir vielleicht weniger (hin)einpacken, sondern mehr ausgeben, verschenken, verteilen, freigiebiger werden, oder? Auch ohne Sack kann man glücklich sein...

Advent: Was bedeutet mir der Heilige mit dem Sack voller Liebe? Was wünsche ich mir von ihm?