HELMUT LODER'S Adventkalender
Türen ins Licht |
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22 „Hinter verschlossenen Türen“
Gedanken über Vorfreude und letzte Vorbereitungen.

Ein bekanntes Bild aus der Medienwelt. „Hinter verschlossenen Türen werden die Verhandlungen mit den verschiedenen Parteien und Interessensgruppen geführt.“ So heißt es immer wieder, leicht variiert, in den Artikeln der Tageszeitungen oder in den Nachrichten im Fernsehen. Die Verantwortlichen, die Entscheidungsträger, die zuständigen Gremien oder einfach die Mitglieder der Ausschüsse und Fachgruppen ziehen sich zurück, tagen, konferieren. Hinter verschlossenen massiven Türen. Besprechen, stimmen zu, wägen ab, argumentieren oder lamentieren. Entscheiden und legen fest. Vor den Türen der Säle und Besprechungszimmer, ob in einem exquisiten Seminarhotel, im Bundeskanzleramt oder auf kirchlicher Seite in einem Bildungshaus, warten die Journalisten, die Medienfachleute. Und hoffen, dass sich die Türen bald öffnen, dass ein Ergebnis bekannt gemacht wird. Stürzen sich sofort auf jeden, der herauskommt. Warten stundenlang auf ein Ergebnis, auf eine wichtige Aussage, eine Stellungnahme oder vielleicht sogar auf eine Sensation. Hinter verschlossenen Türen. Eine Gruppe zieht sich zurück. Hinter verschlossenen Türen. Um etwas auszubrüten?
Eine zweite Spur zum Wortbild „hinter verschlossenen Türen“: Das Landessonderkrankenhaus. Ein Haus für kranke hilfsbedürftige Menschen. Erstaunlich, wie viele Patienten, alte und junge, überqualifizierte oder solche mit einfacher Schulbildung, Frauen, Männer, aber auch schon Jugendliche, hier untergebracht sind. Manchmal recht gewaltsam hierher gebracht, im letzten Moment vor der drohenden Selbstzerstörung gerettet, jetzt hinter verschlossenen Türen liegend, schreiend, weinend, tobend, oder völlig apathisch im Bett kauernd. Die Sicherheitstüren sind in manchen Abteilungen notwendig, anderswo auf dem Gelände kann man sich frei bewegen. Trotzdem, ans Wegsperren denkt man unwillkürlich. An sichtbares und spürbares Elend, an Not, Angst und Schmerzen wird jeder Besucher erinnert. Die meisten sind froh, hinausgehen zu können, und nicht hinter verschlossenen Türen bleiben zu müssen.

Die letzte Gedankenspur ist die einer verklärten Erinnerung! An die Situation des Wartens vor der versperrten Tür, wenn das „Christkind“ kommt. „Denn verschlossen war das Tor, bis der Heiland trat hervor.“ Das singen wir zwar recht fromm und theologisch gut gemeint, aber herausgekommen ist ... meistens die Mutter. Hinter der verschlossenen geheimnisumwitterten Tür wurde (und wird noch immer) eine Mega-Überraschung, etwas ganz Besonderes vorbereitet. In der Erzählung „Die Liebe-Gott-Tür“ von Elisabeth Maurer wird von der ungeheuren Spannung berichtet, die aufgebaut wird, wenn es gilt, den Weihnachtsbaum mit den leuchtenden Kerzen und den darunter liegenden Geschenken den kleinen Kindern als besonderes „Weihnachts-Wunder“ nahe zubringen. Hinter verschlossenen Türen wurde die Existenz eines übernatürlichen Wesens aufgebaut, mit den bekannten und letztlich erschreckenden und völlig in die Irre führenden Ergebnissen.

Jesu Geburt hinter verschlossenen Türen? Die Feier der Geburt Jesu, vorbereitet hinter verschlossenen Türen, mit einem Knalleffekt (Glockengeläut) präsentiert? Vorfreude ist schön. Aber zahlt sich das mystische „Märchen“ vom geheimnisvollen „Christkind“ aus, um die Botschaft der Freude verständlich zu machen? Weihnachten feiern heißt doch, weg von den verschlossenen Türen, hin zu einem Gottesbild, das offen und frei macht. Gott öffnet sich den Menschen, und entwickelt mit uns eine Beziehung, die im Leben des liebenden Fremden aus Nazaret eine klare Ausformung erfuhr. Sein Wort ist „Fleisch“ geworden. Lebendig, offen und nicht hinter verschlossenen Türen entschieden.

Ein warmes Licht, ein großes Geheimnis, die Freude und das Glück liegen hinter der verschlossenen Tür. Wir tun gut daran, sie so schnell wie möglich zu öffnen, und alle einzuladen, mit zu helfen, die Freude über den menschgewordenen Gott, über Jesus Christus durch einen geschmückten Baum, durch Geschenke und ein herzliches Fest füreinander sichtbar, spürbar, teilbar zu machen.
Aufsperren statt wegsperren!