HELMUT LODER'S Adventkalender
2006 Gott auf Augenhöhe |
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2006 - Gott auf Augenhöhe

Schlussworte

Weihnachten zwischen Augen-Blick und Augenhöhe –

Schlussgedanken zum Adventkalender 2006

* Kein Fest weist so viele Bilder von strahlenden Kinder- oder Erwachsenenaugen auf wie Weihnachten. Weihnachten in der Kurzformel lautet: Du wirst noch Augen machen, dir werden die Augen übergehen; und viele denken im Alter wehmütig an die glänzenden Kinderaugen vor dem Christbaum zurück. Weihnachten hat scheinbar unwiderruflich etwas mit den Augen zu tun …

* Wenn man dem Anderen tief in die Augen blickt oder schaut, ist es eine ungemein persönliche, intime Begegnung. Verliebte und Liebende tun es. Immer wieder und stets mit dem Schuss Freude. Weil es mit dem Glück der Nähe und der Liebe zu tun hat. Weihnachten ist so ein Fest der Nähe Gottes zu den Menschen, das Fest der Augenhöhe Gottes.

* Gott lässt sich in die Karten schauen, besser noch, ich kann ihm in die Augen schauen! In die Augen des Jesus von Nazaret. Mit seinen Augen (Jesu Augen bzw. Gottes Augen) die Welt, die Menschen und die vielen Schönheiten, aber auch die Schattenseiten und dunklen Orte ansehen. Jesus schaut mit Gottesaugen in die Welt und so nimmt sein Leben, seine Liebe und sein schreckliches Ende seinen unumkehrbaren Lauf. In Jesus lässt sich Gott „blicken“, wird er „an-schau-lich“. Augen auf, Gott kommt und liebt und handelt in Jesus Christus. Konkret als Mensch. Früher, aber auch heute noch wollten die Menschen Götter werden, plötzlich wird Gott Mensch. Die Umkehrung aller Erwartungen. Ein neues Zeitalter bricht an. Gott wird sichtbar, und für einige Augenblicke, ein Jesusleben lang, waren wir auf Augenhöhe mit ihm!

* Man kann es auch so formulieren: Ich kann – seit damals vor 2000 Jahren – Gott in den Augen der Menschen sehen. Wer dem Menschen, ob glücklich oder traurig, verzweifelt oder trotzig zuversichtlich, so richtig offen in die Augen schaut, sieht Gott daraus entgegenblicken. Der Blick in den Himmel ist passe. Wir suchen Gott nicht mehr „da oben“, sondern in den Augen der Menschen neben uns bzw. die mit uns unterwegs sind. Gott lässt sich sehen und finden.

* Mit unseren Augen ist es leider nicht immer zum Besten bestellt. Manchmal sind wir ziemlich blind – vor Wut, vor Neid, vor Gier, geschlagen mit Unvernunft – dann wieder kurzsichtig der weitsichtig, übersehen vieles, hin und wieder sogar das Wichtigste wie die Liebe oder sehen über alles hinweg, sehen am Elend vorbei und verschließen die Augen vor der Not, der Hilflosigkeit und dem Schmerz. Operationen bringen keine Verbesserung, aber manchmal gibt es einfache Heilmittel für diese „Krankheiten der Augen-Seele“: Dem Anderen tief in die Augen schauen. Auf seine/ihre Augenhöhe gehen. Mit seinen/ihren Augen alles neu sehen. Klein werden, demütig, seine eigene Position (und Macht) aufgeben und auf die Ebene und Blickhöhe des Nächsten gehen.

* Ich glaube an einen menschenverliebten Gott. Der uns gerne in die Augen schaut, verschmitzt und zärtlich, jede/n von uns mit den Augen der Güte und Barmherzigkeit anschaut, dem man die Liebe in seinem Sohn Jesus Christus schon von weitem ansehen konnte. Und deshalb feiern wir Weihnachten, das Fest des Blickkontakts mit Gott in Seinem (Menschen)Sohn Jesus aus Nazaret. Feiern es – augenscheinlich – mit vielen Bildern von Kindern und Augen. Und leider mit zuwenig Bildern von Jesus. Dabei ist dringlicher denn je von ihm zu reden: Nämlich mit den Worten von Jörg Zink: „Von dem schlichten Wanderprediger aus einem kaum bekannten Dorf in Galiläa. Von dem großen Weisheitslehrer. Dem Sozialrevolutionär. Dem geliebten Meister und dem gehassten Erneuerer. Von dem menschennahen Arzt von Leib und Seele und dem Erzähler einprägsamer Geschichten. Von dem Träumer, von dem viele meinten, er scheitere an der Wirklichkeit. Von dem großen Leidenden, der die Schmerzen und Ängste der Menschheit auf seine schmalen Schultern nahm. Von der Lichterscheinung in den Ostertagen des Jahres 30 und von dem inneren Christus, der dem Geist Gottes in den Menschen und in der Geschichte Raum schuf. Und von seiner Wirkungsgeschichte: einer Weltreligion, vor der wir staunend und nachdenklich prüfend zugleich stehen.“

Irgendwo meine ich gelesen zu haben, der Mensch ist der Augapfel Gottes. Freuen wir uns daran, dass die Menschwerdung Gottes so bildhaft und augenfällig auffällig übersetzt werden kann!

Ein Fest voller Freude in Frieden und Freiheit mit weit offenen Augen für die Wunder des Lebens in der Welt, das wünscht sich und euch allen Helmut Loder,
Weihnachten 2006

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