21. Dezember

Jesus schaut mich an!

Heute: Gedanken der Generaloberin der Franziskanerinnen von Vöcklabruck, und ein heilender Jesus aus dem Stift Lambach …

„Jesus Christus ist für mich eine geschichtliche Person, die ganz mit dieser Erdengeschichte verwoben ist: Aber nicht ein Held besonderer Art, ein Herrscher und Führer. ER ist für mich immer wieder der Einladende, der mir entgegenkommt, ja mich mit meinem Namen ruft.
Schon drei Jahrzehnte ist der Spruch für mich bedeutsam: „Auferstanden bin ich und bin nun immer bei dir. Deine Hand hast du auf mich gelegt.“ Ich habe sie manchmal als erdrückend empfunden, wollte sie abschütteln und frei sein. Und wieder gab es den Augenblick, wo ich sagte, Herr, bleib bei mir, wenn es Abend werden will.
Die Evangelien sind mir im Lauf der Jahre von einem Lehrbuch zu einem Lese- und Moralbuch und schließlich zu einem Liebesbrief geworden.
Wer einen Liebesbrief kennt, weiß den Unterschied in seiner ganzen Tiefe und inneren Betroffenheit. Was mir gesagt wird – ich höre es als sein Wort an mich, seine liebevolle Zuwendung. Und wieder und wieder verblüfft sie mich: Willst du gesund werden? —
Fürchte dich nicht! – Friede sei mit dir! – Selig, die arm sind! – Ihr seid das Salz der Erde! – Was bist du so kleingläubig? – Ich vermache euch das Reich! – Das ist mein
Leib! – Gebt ihr ihnen zu essen! …
Ich weiß mich von Jesus angesprochen; er schaut mich an und nicht an mir vorbei. Ich übe mich im Gebet, IHN anzuschauen, mich in IHN einzusenken.
Und da ist noch etwas, das mir die Jesusgestalt näher gebracht hat: die Beschäftigung mit unserem Ordensvater Franz von Assisi. Sein Umgang mit Jesus hat mich angezogen, seine bildhaften Darstellungen und sein Glaube zum Angreifen.“

Sr. Dr. Kunigunde Fürst, Generaloberin der Franziskanerinnen von Vöcklabruck