HELMUT LODER'S Adventkalender
2006 Gott auf Augenhöhe |
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2006 - Gott auf Augenhöhe

6. Dezember

Jesus und ein Engel als Bischof

Heute: Jesus und sein „Nachläufer“, Nachfolger. Ein Jesusfan und Heiliger. Hyperaktiv und legendär. Ein Bischof, der plötzlich in die Schlagzeilen kommt. Und kurzfristig Besuchsverbot erhält.

Heute wird er an vielen Orten auftauchen und „auftreten“. In Schulen, Kindergärten, Kirchen und öffentlichen Plätzen. Eintreten für die Not Leidenden, für Kinder und An den Rand Gedrängte: Bischof Nikolaos. „Er ist ein Star, ein VIP ohne Ablaufdatum, und er ist nicht moralisierend, sondern durchdrungen von Nächstenliebe!“ Sagte Pfarrer Hermann Glettler aus Graz-St. Andrä in einem Interview.

Dieser »Engel auf Erden« ist uns nur aus Legenden bekannt. Sie zeichnen ihn als einen sozialen Heiligen, der tatkräftig hilft, als Wundertäter, der stets zur Stelle ist und unmittelbar ins Geschehen eingreift. Wie Jesus. Ein Bischof wird zum Abbild des Herrn: Für die Ostkirche wurde der wundertätige Bischof von Myra geradezu zum Prototyp jener Heiligen, die in ihrem Leben Christus widerspiegeln.

„Deshalb glich die östliche Ikonographie das Gesicht des Heiligen ganz bewusst dem Antlitz Christi an. Es ist länglich und hager, die hohe, prägnante Stirn von einem Haarkranz gekrönt, dazu ein kurzer Bart. Besonders bedeutsam sind dabei die gütigen Augen mit ihrem intensiven Blick. Die Christusähnlichkeit wird auch in der Typologie des Bischofs weitergeführt, entsprechend der Ikone, auf welcher Christus als Bischof erscheint. Nikolaus trägt den bischöflichen Ornat und über den Schultern die breite Stola.
Normalerweise hält er wie Christus die rechte Hand segnend erhoben, während die linke ehrfurchtsvoll das Evangelium umfasst.

Erst die Frohbotschaft Christi macht ihn zum Heilsbringer, Retter und Gabenspender. Meist ist das Evangelienbuch aufgeschlagen und verweist mit den Anfangsworten auf den Text der Bergpredigt nach Lukas mit den Seligpreisungen (Lk 6, l7—23a).
Nikolaus der Wundertäter gilt der Ostkirche als ein besonders hervorragendes Abbild seines Herrn. Und mit seinen Taten deutet der Heilige auf den hin, der nach Ansicht der Christen die eigentliche Rettung des Menschengeschlechts bedeutet, nämlich auf Christus. Dies erklärt auch die enge Verbindung unseres Heiligen mit dem Geburtsfest Christi.“ (Dr. Robert Hotz SJ, Zürich)

Nikolaus ist ein besonderer Heiliger, kein vorweihnachtlicher Hampelmann mit dem Riesen-Geschenkesack. Sind wir uns dessen bewusst? Warum stellen wir an seinem Gedenktag bloß Schuhe oder Stiefel auf, um sie auffüllen zu lassen? Sollten wir nicht öfter in seinen Sandalen unterwegs sein, um Christus nachzugehen?

Helmut Loder

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