5. Dezember
Allzu oft beschaulich abgehandelt. Idyllisch, die Szene am Jordan. Der emeritierte Salzburger Dogmatiker Gottfried Bachl zeichnet ein ungewohntes Bild: „Die Christengemeinden des Anfangs haben in der Meditation der Taufszene am Jordan (Lk 3,15-22) gesammelt, was ihnen aus dem Umgang mit ihm noch im Gedächtnis war. Jesus zieht sich am Ufer des Jordan aus, legt alles weg, bis er in bloßer Haut dasteht.
Über dem nackten Mann öffnet sich der Himmel und wird das Wort gesprochen: Mein Sohn. Es kommt offenbar in dieser Stunde der Offenbarung allein darauf an, dass von diesem bloßen Menschen unmittelbar zu Gott hin der Faden gezogen wird. Es braucht sonst nichts, nichts dazwischen.
Für die Gegenwart Gottes ist die nackte Menschengestalt genug, nicht nur genug, sondern geradezu die einzige Form. Was an diesem Jesus ist, der Leib, die Seele, das Bewusstsein, der Wille, die Gefühle, die Haut, das ist es, womit das ewige Wort Gottes sich verbindet. Hier liegt der Ursprung seiner Wirkung.“ (Gottfried Bachl, Der schwierige Jesus)
Johannes sieht im Kommen Gottes Zorn und Gericht. Für Jesus bedeutet das An-Kommen Gottes zuallererst Heil, Aufleben, Freude und eine neue Chance für den Menschen. Umkehr lohnt sich. Um-Denken ist gefragt. Gott kommt uns entgegen. Wer sich diesem Geschenk nicht verschließt, ändert sein Leben. Wie Zachäus.
Das Bild: "hê baptêsis": Jesu Taufe im Jordan, ist eine von 12 Mosaiken aus dem 11.Jahrhundert n. Chr. in der großen griechisch-orthodoxen Kreuzkuppelkirche des Klosters OSIOS LOUKAS (Hosios Lukas). Wer mehr sehen will: http://12koerbe.de/mosaiken/hlukas.htm
Helmut Loder
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