HELMUT LODER'S Adventkalender
2006 Gott auf Augenhöhe |
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2006 - Gott auf Augenhöhe

16. Dezember

Jesus lächelt. Jesus ist glücklich!

Heute: Ich glaube, Jesus war ein sehr glücklicher Mensch. Durch ein Bild und einen Text möchte ich das illustrieren.

Der österreichische Maler Herbert Boeckl hat eine Kapelle in der Benediktinerabtei Seckau mit Fresken zu Themen aus dem letzten Buch des Neuen Testamentes, der Offenbarung des Johannes, ausgestattet. Der Zyklus dieser Bilder endet mit einer Darstellung Christi als Richter der Welt. Dieser Christus der Seckauer Apokalypse hat ein lächelndes Antlitz. Darin unterscheidet sich die Darstellung Boeckls von allen anderen Darstellungen des ‚Jüngsten Gerichtes“. Lächelnd oder lachend wurde Christus kaum dargestellt, obwohl seine Botschaft Evangelium ist, „Frohe Botschaft“!
Auf die Frage eines Mönches der Abtei an Boeckl, warum sein Christus lächle, antwortete dieser: „Weil er gewonnen hat!“ Das ist eine Osterpredigt in kürzester Form: Das Leben war stärker als der Tod.
Von Dorothee Sölle ist mir dazu eine Stelle eingefallen: Jesus, der andere mit Glück ansteckt.
“Ich halte Jesus von Nazareth für den glücklichsten Menschen, der je gelebt hat. Ich denke, dass die Kraft seiner Phantasie aus dem Glück heraus verstanden werden muss. Alle Phantasie ist ins Gelingen verliebt, sie lässt sich etwas einfallen und sprengt immer wieder die Grenzen und befreit die Menschen, die sich unter diesen Grenzen in Opfer und Entsagung, in Repression und Rache ducken und sie so ewig verlängern. Jesus erscheint in der Schilderung der Evangelien als ein Mensch, der seine Umgebung mit Glück ansteckte, der seine Kraft weitergab, der verschenkte, was er hatte. Das konventionelle Bild von Jesus hat immer seinen Gehorsam und seinen Opfersinn in den Vordergrund gestellt. Aber Phantasie, die aus Glück geboren wird, scheint mir eine genauere Beschreibung seines Lebens. Sogar sein Tod wäre missdeutet als das tragische Scheitern eines Glücklosen, er wäre zu kurz verstanden, wenn nicht die Möglichkeit der Auferstehung in Jesus selber festgehalten würde! Auferstehung als die weitergehende Wahrheit der Sache Jesu ist aber im Tode dieses Menschen gegenwärtig; er hat den Satz »ich bin das Leben« auch im Sterben nicht zurückgenommen.“

Jesus lächelt. Weil er glücklich war. Das sollten wir sehr ernst nehmen!

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Bild: Herbert Boeckl, Jesus der Weltenrichter, Ausschnitt aus dem Freskenzyklus der Seckauer Apokalypse in der Engelkapelle 1952 – 1960