Mit leuchtenden Augen erzählen kleine Kinder von Weihnachten, vom "Christkind" und von dem, was es ihnen alles bringen wird. Kaum ein 5jähriger, der nicht eine ellenlange Wunschliste, den berühmten Brief ans Christkindl (der heuer vermutlich schon längst nach St. Christkindl gefaxt oder per Internet weitergegeben wurde!) auswendig vortragen kann. Die Frage, wer oder was das "Christkind" sei, können schon bedeutend weniger klar beantworten. Das scheint von der Fantasie und Kreativität der Eltern abhängig zu sein, welche sich oft mit großem Aufwand bemühen, eine bezaubernde Märchenfigur zu erschaffen, die unter allen Umständen die Geschenke bringt, besser bringen muss. In einer Umfrage aus dem Jahre 1992 nannten immerhin 78 % der Kinder auf die Frage, wer am 24. Dezember zu ihnen komme, das Christkind und in einer anderen Befragung 22 % den Weihnachtsmann. Spätestens ab dem Schulalter gehen die Kinder ihren Eltern und der Geschichte vom engelsgleichen Wesen nicht mehr auf den Leim. Für viele Kinder ist das eine herbe Enttäuschung. Die Darbietung der frommen Lügen, als wäre es die Wirklichkeit, zieht nachhaltige Erschütterungen in die Glaubwürdigkeit von Erwachsenenaussagen nach sich. Also wozu das Ganze? Wie wär's mit ein wenig mehr Ehrlichkeit, die nichts vom wunderbaren Geheimnis dieses Festes vermissen lässt?
Heute könnten wir eine Weihnachtskarte an das Postamt Christkindl schreiben und nachdenken, wer tatsächlich zu Weihnachten gefeiert wird!
Helmut Loder
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