HELMUT LODER'S Adventkalender
2011 HALT AN |
Vorwort 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
2011 - Halt an

5. Dezember

Laufen lassen

Ein Film und ein gesellschaftliches Phänomen

Sie haben ihn wieder einmal laufen lassen. Den schwarzen Gesellen, die Angstfigur für die Kinder. Den Krampus, Bartl oder wie er halt heißt. Im wahrsten Sinn des Wortes: laufen lassen. Herumtoben und hinter den Kindern und Jugendlichen herlaufen lassen. Weil es so Brauch ist, üblich, weil es so viele tun. Und im zweiten Sinn: Sie haben ihn wieder einmal frei gesetzt, auf die Straße, zur viel beklatschten Wiederaufnahme des alljährlich stattfindenden Lauf-Spektakels auf unseren Straßen und Plätzen. Sie haben ihn, sie haben sie wieder laufen lassen. Und am nächsten Tag lesen wir in der Zeitung ein paar kleine Meldungen von Verbrennungen und Verletzungen, von Übergriffen und Gewalt.

Laufen lassen. Den Bösen, den Teufel, den hässlichen Gesellen. Sie laufen und lassen andere laufen. Manche aus Spaß, andere aus Angst. Mutproben werden vereinbart. Und dann heißt es Laufen!

Mir fällt dazu ein Film ein: Lola rennt. Vor Jahren wurde Franka Potente damit bekannt: Lola rennt in diesem Film um ihr Leben, rennt ums Leiberl für ihren Freund Manni. Lola läuft und läuft. Lola läuft für die Liebe, sie läuft, um Geld zu gewinnen. Sie will die drohende Gefahr von ihrem Freund abwenden, eine Rettung erreichen. Im Film wird drei Mal von vorne begonnen. Durch kleine Veränderungen gibt es jeweils einen anderen Schluss.

Die Menschen rennen … im Advent. Von Geschäft zu Geschäft. Wie Lola möchten sie in kurzer Zeit möglichst viel bekommen, ergattern. Dieser „Film“ wiederholt sich Jahr für Jahr. Und durch kleine unvorhersehbare Veränderungen, neue Details sieht der Advent und Weihnachten jedes Jahr ein wenig anders aus. Lola rennt. Die Massen rennen. Die schwarzen Gesellen laufen.

Was bleibt bestehen? Was ist der Kern dieser Tage, die Mitte des Fests?

Oder sollen wir alles einfach laufen lassen?

Textgröße: Normal | Groß