HELMUT LODER'S Adventkalender
2011 HALT AN |
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2011 - Halt an

15. Dezember

Im Laufrad leben?

Gedanken nicht nur für Hamster!

Im Advent – aber nicht nur im Advent! – fühlen sich viele Menschen im Laufrad daheim. Trotz größter Anstrengungen, Zeitmanagement usw., spüren sie den Druck, alles noch schneller abwickeln zu müssen, bleibt das Gefühl zurück, es war nicht genug. Alles umsonst, mit großem Aufwand. Hohes Tempo, aber kein Weiterkommen. Viele (leere) Kilometer legt der Hamster in seinem Laufrad zurück. Aber er kommt nicht vom Fleck. Er kommt nicht an. Bewegung, ja, aber sie war sinnlos, weil ohne Ankommen. Er ist nicht bei sich, heimatlos.

Menschen leiden im Advent sehr stark unter diesem Syndrom. Sie fürchten diese Zeit, weil sich das Rad dann noch schneller dreht. Sie fühlen sich ohnmächtig, ausgeliefert.

Dabei heißt und bedeutet Advent doch genau das Gegenteil. Nämlich Zeit haben, den Alltag anhalten können, in Ruhe ein Gedicht lesen, einen besinnlichen Text hören, oder einfach nur ein paar Momente der Stille genießen. Oder zu beten. Und sich der Frage zu stellen, für wen tu ich das? Wem bereite ich eine Freude mit meinem Laufzwang, Kaufzwang, Trinkzwang, ...? Im Hamsterrad gibt es keine Stille. Ich bin den Lärm gewöhnt. Die Sprossen sind mir vertraut. Ich liebe die Hektik, das Laute, Ungezügelte und die Zerstreuung.

Dass Gott ein Mensch wird, ja ein richtiges Kind wird, das ist letztlich noch immer ein Geheimnis unseres Glaubens. Ums Geheimnis dreht sich vieles um dieses Fest, verzaubert Kinderherzen und schafft feuchte Augen. Piet van Breemen schreibt: „Geheimnisse braucht man, um darin zu wohnen. Die Wurzel des Wortes „Geheimnis“ ist „heim“. Im Geheimnisvollen sind wir beheimatet. Ein armer Mensch, der keine Geheimnisse hat, er ist auf eine tiefe Weise heimatlos.“

Vielleicht müssten wir im Advent ganz bewusst das Laufrad der Heimatlosigkeit anhalten, aussteigen und mit den Worten Hilde Domins „dem Wunder (und dem Geheimnis) wie einem Vogel leise die Hand hinhalten“? Um in den Stunden außerhalb der Tretmühlen und Laufräder des Alltags im Licht der Kerzen auf dem Adventkranz die Duftspur des Geheimnisses um die Geburt Gottes zu riechen ... Um den Zauber der Sehnsucht nach einer bergenden Heimat, dieses unauslöschbare Heimweh hin zu Gott für Sekunden, Minuten oder … zu spüren.

Schenken wir uns gegenseitig jene Kraft, die uns behilflich ist, auszusteigen, aus dem Laufrad der Gewohnheiten, der Selbstbeschwichtigung: Das Geheimnis wartet auf uns, wir brauchen nicht viel, einen guten HALT und ein paar Minuten Kerzenlicht ...

Heute möchte ich das für mich allein oder mit meinen Lieben tun!

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