HELMUT LODER'S Adventkalender
2011 HALT AN |
Vorwort 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
2011 - Halt an

17. Dezember

Freigang

Ein seltsames Wort. Bedeutungsschwer. Voller Assoziationen. Verbunden eher mit Stichworten wie Verbrechen, Ausgang, Häfenurlaub. Unbestritten ein Fortschritt im Strafvollzug: Freigang. Wenn der Häftling außerhalb der Anstalt einer Beschäftigung nachgehen darf. Sich wieder auf den Weg in die Gesellschaft macht. Freigang. Eine Zeit lang. Ohne Aufsicht. Auf sich gestellt. Selbst verantwortet. Arbeit und Wohnung suchend. Und den Umgang mit der Freiheit sucht. Freigang.

Das gilt für Häftlinge. Gibt es auch einen Freigang für unser Leben in der Gegenwart? Sind wir Freigänger des Glaubens? Wie frei ist unser Glaube? Frei gehen. Hinaus in die Weite. Gegen den Eindruck der Enge. Oft fühle ich mich gefangen, eingeengt, gefangengenommen von den Umständen, den Strukturen, Traditionen und Gebräuchlichkeiten. Und habe den Wunsch, frei zu kommen. Abzuschütteln das „Joch“. Besonders das mentale. Und sei es nur das Diktat des „Da kann man halt nichts machen!“

Freigang ist Advent. Sich eingeladen wissen in die Freiheit der Christenfreu(n)de. Freigang ist Leben wagen. Einen guten Umgang pflegen in Verantwortung, Dankbarkeit und ... Wahrheit.

Advent ist Freigang. Risiko und Hoffnung. Etwas bewusst erwarten können. Sich einlassen wollen auf die Nähe Gottes. Der uns überrascht, unerwartet mit seiner Liebe, mit seiner Verheißung. In der Zeit der Zusage leben.Advent: Du kannst frei gehen! Er hat uns zugesagt, anzukommen und mit uns den Freigang zu üben.

Im atmosphärisch sehr dichten Film „Atmen“ von Karl Markovic sehen wir verschiedene Phasen des Freigangs. Manche erinnern an Flucht, Abgang, dann ist es eher ein vorsichtiges Weggehen vom ungeliebten Gefängnis. Zum Schluss ein endgültiges Gehen in die Zukunft.

Freigang ist immer ein Ziel. Die Sehnsucht lässt hoffen. Wie der Advent.

Wie sieht meine Variante des „Freigangs“ aus?

Textgröße: Normal | Groß