HELMUT LODER'S Adventkalender
2011 HALT AN |
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2011 - Halt an

22. Dezember

Lebenslauf ... Jesu – Die Laufbahn des Gottmenschen

Bei der Durchsicht unserer Weihnachtspost der vergangenen Tage (und der letzten Jahre) ist mir wieder einmal aufgefallen, dass etwas fehlt. Der Eine! Der Wichtigste, die Hauptperson. Um den sich eigentlich alles dreht: Jesus! Sollte ich nicht genauer formulieren: Das Kind? Das Baby, das Neugeborene? Er oder es kommt sehr oft nicht vor. Weihnachtsgrüße konzentrieren sich hauptsächlich auf Kerzenschein, Strohsterne, eine tief verschneite Winterlandschaft mit hell erleuchteter Kapelle und illuminiertem Weihnachtsbaum davor, auf Friedenssprüche und ... anderes mehr.
Jesus explizit ist eher selten anzutreffen. Warum?

Josef Reding hat schon vor mehr als 20 Jahren bemerkt, dass Jesus für viele Christen zu Weihnachten zum Sonderfall mutiert, zum kleinen Kind, das liebreich und hold im Liedgut vorkommt, aus der Krippe lächelt, aber keinerlei weiterführendes Interesse am erwachsenen und schon weniger herzlieben Jesus besteht. Das Christkind ist beliebter ist der fordernde und anstrengende Erwachsene, der durch das Land zieht und mit seinen Freunden aufregende Gespräche führt und wundersame Handlungen setzt. Wer ist dieser Jesus ... aus Nazaret?

Wollten wir einen „Lebenslauf“ über ihn schreiben, was könnten wir erwähnen? Was macht unser Bild von ihm aus? Gleichnisse, Heilungen, Gebetsanregungen? Ist es der Umgang mit Frauen, den Kranken und Verachteten, ist es die selbstbewusste Rede von Freiheit und Frieden, von Hoffnung und Unterstützung durch einen barmherzigen liebenden Gott...?

Die Aufzeichnungen der Laufbahn des Krippenkindes sind nicht ganz lückenlos. Was hat der junge Jesus gelernt? Bei wem? War er tatsächlich Holzwerker wie sein Vater? Wie lange? Wo ist er zur Welt gekommen?

In den Evangelien von Lukas und Matthäus lesen wir die Kindheitsgeschichte literarisch aufbereitet, verdichtet, zur Verkündigung angerichtet: Geboren unter dramatischen Umständen am Rande der damaligen bekannten Welt in einer abseits gelegenen römischen Provinz, die noch dazu Spielball unterschiedlichster Machtinteressen war. Augustus, Herodes, Pilatus, das sind die Namen aus der blutigen Unterdrückungsgeschichte. Fest steht die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung, die Tatsache von Armut und Elend. Die wunderschönen Weihnachtslieder legen all zu schnell einen Weichzeichner über die Tragik der Not und des Überlebenskampfes der Bevölkerung, wie auch von Josef und Maria. Da bleibt wenig Platz für ausbeuterische Steuereintreibung, für Missernten, Naturkatastrophen und Krankheit.

Die „Karriere“ des Jesus von Nazaret beginnt spät. Aber heftig. Sein Lebenslauf wird nach 3 Jahren intensivster Verkündigung blutig zu Ende geschrieben. Am Kreuz. Aber das „Christ(us)kind“ siegt über die Vernichtungsmaschinerie, über den Tod. Aus dem Holz der Krippe auf dem Hirtenfeld wurde das Holz des Kreuzes. Beide können den Triumpf der Auferstehung nicht verhindern.
Jesus darf nicht fehlen, und nicht zu kurz kommen. Wir feiern den Geburtstag eines widerständigen Mannes, der die Weltgeschichte beeinflusst hat wie niemand zuvor, als Kind und als scheinbar Gescheiterter!

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