1. Dezember

Wieder einen Anlauf wagen?!

Advent. Die Zeit mit Anlauf. Mit jährlich längerer Anlaufszeit. Vor allem was die Wirtschaft betrifft. Spätestens Ende Oktober nehmen wir sie wahr. Die ersten Weihnachtskekse und Nikoläuse tauchen in den Regalen auf. Wir nehmen wir uns wieder viel zu viel vor: Schwergewichtiges, Entspannendes und Unwichtiges. Löbliches und Lächerliches. Trotz allem: Der Advent ist eine besondere Zeit. Mit Anlauf(schwierigkeiten).

Bei manchen Sportarten kommt es wesentlich auf den Antritt an, den Anlauf, den rechten Start, den Einstieg. Und beim Advent? Gilt das nicht ebenso?
Was ist er für mich? Laufzeit, Hektik, Trott oder kaum wahrgenommene Zeit? Vermutlich ein wenig von allem. Wie steige ich ein, wie sieht mein heuriger Anlauf in diese Zeit aus? Der Adventkranz ist schon gesegnet, Und in Gebrauch. Tatsächlich? Sieht man es den Kerzen an? Den neuen Anlauf?

Jedes Jahr dasselbe. Vorfreude, aber auch Sorge, ob es heuer gelingen wird, den Advent anders zu feiern, zu erleben, zu begehen? Der Adventkalender kann dabei eine Hilfe sein, die Zeit besser, bewusster wahr zu nehmen. Und Anstöße liefern zur geistlichen Tiefenbohrung. Schadet ja nicht, wenn man über Fragen des Lebens, Sinnfragen, nachdenkt, nicht wahr?

Ein Gebet, das mich in diesen Tagen begleitet, ist der berühmte Text von Nelly Sachs: Alles beginnt mit der Sehnsucht // immer ist im Herzen Raum für mehr, für Schöneres, für Größeres. / Das ist des Menschen Größe und Not: / Sehnsucht nach Stille, nach Freundschaft und Liebe./ Und wo Sehnsucht sich erfüllt, / dort bricht sie noch stärker auf. // Fing nicht auch deine Menschwerdung Gott,/ mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an? / So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen, / dich zu suchen, / und lass sie damit enden, / dich gefunden zu haben.
Da steckt viel drinnen, vom „echten“ Advent. Vom täglichen Anlauf gegen die Mutlosigkeit, das Gelähmtsein und Sichabfinden mit der Welt und ihren zahllosen Baustellen. Der Advent, ja, der beginnt mit (m)einer Sehnsucht …

Wie startete ich in den heurigen Advent? Wie komme ich ins Beten?