HELMUT LODER'S Adventkalender
2011 HALT AN |
Vorwort 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
2011 - Halt an

2. Dezember

Fluchtwege im Advent – versperrt und verschlossen?

Ein bekanntes Zeichen: Fluchtweg. In unserer Hochschule gibt es – wie vorgeschrieben – an jeder Ecke das grüne Leuchtzeichen. Die Fluchtwege müssen offen bleiben. Dürfen nicht verstellt und versperrt sein. In Lokalen und Gaststätten. Sagt das Gesetz. Für den Fall der Fälle. Damit man sich in Sicherheit bringen kann. Retten kann, wenn es brennt. Ein offizieller, legaler Fluchtweg.

Millionenfach sind Menschen auf der Flucht. Vor Armut und Elend. Vor Unterdrückung und Verfolgung. Dazu braucht man gute Fluchtwege. Offene Türen, offene Grenzen. Helfer, die mich gut führen, die mir nichts Böses wollen. Die Not der Flüchtlinge nicht ausnützen.

Vieles in unserem Leben bleibt flüchtig. Oberflächlich, unernst. Da helfen keine Ausflüchte. Weg von der Ablenkung. Hinein in die Einsamkeit, in die Herausforderung. Damit wir wieder Gott hören können. Wenn er kommt. Wenn wir wieder unser Herz schlagen hören.

Manchmal kommt mir der Advent selbst wie ein Fluchtweg vor. Das Zeichen leuchtet grell auf, pulsiert, blinkt wie verrückt, in allen Medien und Zeitungen, in der Werbung, in den Gemeinden ist er – der Advent, mein Fluchtweg! – präsent! … Und viele Menschen rundherum verhalten sich tatsächlich, als seien sie auf der Flucht, im Notausgang der Realität. Sie flüchten wie berauscht in eine surreale Lieblichkeit, in die Shoppingwelt, in die Glitzer-Fest-und-Feier-Wirklichkeit. Und spüren allzubald: Das kann nicht alles (gewesen) sein.

Die Notausgänge mit dem Fluchtweg-Zeichen sind meistens hell beleuchtet. Es gibt aber auch die dunklen Hintertüren. In einem Buch fand ich diese AusFlucht-Wege so beschrieben: Das Unbewusste, der Lauf der Geschichte, Sexualität, Drogen, Leistungssport, die Betriebsamkeit und schließlich der Hinweis, dass alles, was ich mache, zur Flucht werden könnte.

Der Advent ist eine wunderbare Zeit. Zu kostbar fürs Betäuben. Zu wichtig fürs Oberflächlich-Harmonische. Lasst uns die Fluchtweg-Zeichen achten, aber flüchten wir nicht wie die Lemminge ins geistige Koma. Besinnen wir uns auf das Angebot Gottes: Ich komme euch entgegen. Ich werde Mensch und zeige meine Liebe an. Das können wir mit allen Sinnen, mit aller Kraft und vielen Lebenszeichen feiern ...

Welche Fluchtwege benütze ich? Wovor flüchte ich? Ist der Advent auch für mich ein Fluchtweg?

Textgröße: Normal | Groß