HELMUT LODER'S Adventkalender
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Duftwolken der Verzweiflung
Weihnachten einmal anders: arbeitslos, obdachlos, hoffnungslos …

Advent und Weihnachten haben viele Gesichter. Nicht nur den Wohlgeruch und das

glückliche Lächeln der Zufriedenen und Besitzenden, derer, die sich (fast) alles leisten

können. Es gibt auch die dunklen Seiten, die „Duftwolken der Verzweiflung“. Den Arme-Leute-Geruch.

Montagfrüh: Die Schwingtür im Arbeitsamt kommt nicht zur Ruhe. Ständig trudeln Leute herein, schauen sich suchend um. Steuern auf eine bestimmte Tür zu und verschwinden kurz im Amtszimmer. Oder lesen konzentriert die Anschläge auf der großen Tafel im Warteraum. Manche sitzen vor dem Monitor und tippen etwas schwerfällig, aber bemüht, Angaben in die Tastatur. Um danach resigniert zu seufzen, aufzustehen und wegzugehen.

Arbeitslos in diesen Tagen. Kein Kinderspiel. Nicht immer sind es die leichtfertig abqualifizierten Drückeberger oder Schmarotzer. Verzweiflung in unterschiedlichen Form ist den Frauen und Männern und Jugendlichen ins Gesicht geschrieben. Manche kommen schon sehr lange hierher. Finden nichts. Wissen nicht recht weiter. Zu alt, zu wenig qualifiziert.

Weihnachten hat auch dunkle Ecken. Finster und ungemütlich. Schlecht gelüftet. Wer ist schon gern freiwillig arbeitslos, krank oder obdachlos? Trotzdem gibt es Tausende in dieser Situation der Verzweiflung und Enttäuschung. Bei uns oder rundum in Europa. Es kann unerwartet und überraschend (fast) jeden von uns treffen. Eine Lösung ist kurzfristig nicht zu erwarten.

Advent ist keine Insel der Seligen mit frommen Wünschen ans Christkind. Wir dürfen uns nicht in falscher Sicherheit wiegen. Oder uns selbst nicht heile Welt vorspielen und in die Idylle eines glitzernden Festgetriebes abtauchen. Advent ist das Wahrnehmen der Not des Nachbarn, der Arbeit suchenden

Mitmenschen, der Frustration der Frau in der Wohnung nebenan mit den verweinten Augen. Advent heißt Hilfe anbieten, damit die Verzweiflung gemildert oder aufgelöst werden kann.

Advent heißt auch zu wissen, dass Gott bei uns ist, wenn die dunklen Rauchschwaden der Verzweiflung ruchbar werden. Dafür ist er Mensch geworden. Das können wir glauben.