Palmsonntag, 16.3.2008
40 –
Jubelzeit
Heute feiern wir Jesus, den Heimkehrer, den Superstar.
Er zieht in Jerusalem ein. Die Menschen jubeln ihm zu, huldigen ihm,
begrüßen ihn begeistert. Der „rote Teppich“ wird ausgelegt.
Eine klar politische Aussage, eine absolut friedfertige Demonstration
seiner Absichten. Der Sohn Davids, der Messias, zieht ein. Endlich.
Sehnsüchtigst erwartet.
Vor 70 Jahren ist in Österreich im März 1938 auch einer ein gezogen, allerdings unter ganz anderen Vorzeichen. Ja, er wurde bejubelt auf dem Heldenplatz und hat sein 1000jähriges Reich angekündigt. Aber dieser Führer hat gleich nach dem Einzug seine Gegner verhaften, einsperren und töten lassen. Gewalt, Terror und eine erschreckende Blutspur mit Millionen Toten seiner Kriegsherrschaft sind die Folge. Der Einzug mit Jubel ist kein Garant für den Beginn eines glücklichen Weges in die Zukunft.
Jesus zitiert den Propheten: Siehe, dein König kommt. Er ist friedfertig ... Jesus weiß, dass die Menschen leicht zu manipulieren sind, verführbar, und sich nach „Königen, Führern“ sehen, denen sie zujubeln können, zu denen sie aufschauen und sich bereitwilig unterordnen können.
Der heutige Sonntag am Beginn der Heiligen Woche stellt unter anderem die entscheidende Frage: Wie sehe ich Jesus? Sehe ich ihn als Messias, Jubelkönig, Megastar, Aufräumer und Befreier, als Retter, als machtlosen ohnmächtigen Gottessohn der Liebe? Sein Weg der Er-Lösung ist der Weg der liebe. Bis zum Tod. Aber auch darüber hinaus!
HEUTE empfehle ich eine eigenständige persönliche Auseinandersetzung mit einer Leidensgeschichte der Evangelisten...
Montag, 17.03.2007
41 – Sklaven-ZEIT heute
Lautes Stöhnen und Weinen dringt aus den Lautsprechern am Schiffscontainer.
Verschmierte blutige Leintücher sind durch ein Guckloch zu sehen, der Geruch verfaulter Kondome liegt in der Luft. Was wie der Beginn eines schlechten Pornos klingt, ist ein Ausschnitt aus einem Bericht über die Installation „Die Reise“, die man im Februar 2008 am Wiener Heldenplatz sehen konnte.
In 7 Schiffscontainern wird das Schicksal einer jungen Frau aus Moldawien erzählt und anschaulich gemacht, die verlockt, verschleppt, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen wurde. Ein Opfer von ca. 2,5 Millionen Frauen, Kindern und Männern aus über 127 Ländern. Menschen aus Osteuropa, Asien, Afrika werden nach Europa oder in die USA verschleppt. In Asien schuften sie Fabriken, in Europa in Bordellen. Die Mehrheit sind junge Frauen.
Die Sklaven des 21. Jahrhunderts. Menschenhandel der unsichtbaren, aber umso erschreckenderen Art. Aber auch Kinder fallen immer wieder Menschenhändlern zum Opfer. Entweder entführt oder von den Eltern verkauft. Ein Baby um 14 Euro, so geschehen erst jüngst wieder in Westbengalen.
Wegwerfware „Mensch“. Damit lässt sich sehr gut verdienen. Auf 30 Milliarden Dollar werden die Profite der globalen kriminellen Organisationen geschätzt. Bei Widerstand oder Flucht Folter oder Tod.
Die bekannte britische Schauspielerin Emma Thompson hat in Wien mit großem Engagement mit Hilfe dieser Installation auf diese tragischen Umstände hingewiesen und aufgerufen, dagegen endlich etwas zu tun. Jeder könne etwas tun: Wir müssen mit offenen Augen die Welt sehen. In aller Welt träumen junge Menschen von einem besseren Leben. Für manche gibt es sehr schnell ein böses Erwachen. Der Alptraum einer Sklaven-ZEIT ist Wirklichkeit geworden.
Wir sollten sie niemals vergessen oder verdrängen! Die Menschensklaven des 21. Jahrhunderts!
HEUTE empfehle ich, eine Gedenk-Kerze für ein solches Opfer zu entzünden!
Dienstag, 18.03.2008
42 – Leer-ZEIT
Leerzeit mit 2 E und ohne stummes H. Gibt es nicht. Kann es nicht geben. Doch. Im Alltag und in der Erfahrungswelt von über 100.000 Österreicherinnen und Österreichern gibt es eine schmerzliche Leer-ZEIT. Leider. Die Nichtmehr-ZEIT. Die leere Zeit ohne Erinnerung, ohne Gedächtnis, ohne Bewusstsein von Gegenwart und ohne Ausblick auf Zukunft.
Die Diagnose lautet in fast allen Fällen: Alzheimer-Demenz, oder Amnesie. Gedächtnisverlust, geistige Umnachtung. Der Absturz in die Leere. Ins schwarze Loch des Lebens. Mit furchtbaren Konsequenzen. Für den Menschen selbst und für seine Angehörigen. Die Ursache ist nicht eindeutig erforscht. Man vermutet, krankhafte Zellbruchstücke verrichten im Hirn ihr schreckliches Zerstörungswerk. Die Person kann sich nicht mehr erinnern, orientieren, fällt in kindliche Verhaltensschemata zurück. Es gibt keine Hilfe dagegen. Noch nicht. Einige Medikamente verzögern den totalen Verlust des Bewussteins.
Leer-ZEIT. Das bedeutet Einsamkeit, Isolation, Hilflosigkeit und Verzweiflung. Viele Betroffene sind körperlich relativ fit, müssen oft jahrelang gepflegt werden. Die Leer-ZEIT im Leben der Patienten ist eine Zeit des langsamen Verstummens, der ungeheuren Pflegebedürftigkeit. Sie erkennen ihre LebenspartnerInnen nicht mehr, ihre Freunde, Kollegen aber auch ihre Kinder nicht mehr, leben apathisch vor sich hin. Eine schlimme Zeit für die Angehörigen. Verzweifelt, hilflos und aufopfernd. Bis zum tragischen Tod.
Für viele werden solche Krankheitsphänomene zur Herausforderung.
Zur Nagelprobe der Liebe. Ob es nun 50 oder mehr Lebensjahre waren. Wie damit umgehen?
Gibt es eine Perspektive der Hoffnung? In einem Artikel der Zeitschrift „profil“ sagt Gertraud V.: „Wenn ich ihn ganz fest an mich drücke, dann schnurrt er, als wolle er sagen: Bitte bleib. Sei nicht bös, dass ich dir so viel antue!“
In diesen Tagen des Leids wollen wir auch dieser Menschen gedenken:
Verloren und vergessen. Abgetaucht in die Leer-ZEIT. Die manchmal mehr als eine Ewigkeit dauert. Das Gegenteil wäre die Erfüllte ZEIT. Angefüllt mit Leben, mit Zukunft, mit Freude, Glück und Sinn!
HEUTE empfehle ich eine spirituelle Fantasiereise zum Herzstück unseres Glaubens: Was mache ich gegen Alzheimer, wie sehen meine Leer-Zeiten aus?
Mittwoch, 19.03.2008
43 – Väter-ZEIT
Josef gehört wesentlich zur Weihnachtsgeschichte dazu:
Jesus, Maria und Josef - diese 3 stehen im Zentrum der Geburt.
Aber in den Tagen des Leidens wird Josef total ausgeblendet.
Er kommt nicht vor. Er taucht nicht auf.
Er tritt nicht in Erscheinung. Ist die Sorge um das Leben und Leiden
des Jesus von Nazaret nur eine weibliche Sorge?
Der, der im Hintergrund bleibt, der hinter der Mutter und dem göttlichen Kind zurücktritt,
der menschliche „Vater“ Josef ist keine Gestalt der Passion.
Das Evangelium erzählt uns insgesamt nicht viel über Josef.
Vor allem überliefert es uns kein einziges Wort aus seinem Mund.
Er war wohl kein Mann großer Worte, mehr ein Mann der Tat.
Das passt auch zu seinem Beruf Zimmermann, den uns die Schrift überliefert.
„Josef war gerecht“, heißt es dort. Gerecht, das bedeutet: aufrecht, rechtschaffen,
richtig. Er hätte Maria verstoßen können. Stattdessen „nahm er Maria zu sich“,
und das meint wohl, er heiratete sie. Er hält viel von Träumen.
Ihm wird im Traum offenbart, dass das Kind von Gott ist,
dass hier ein Wunder geschah durch den hl. Geist.
Josef scheint ein guter Hörer gewesen zu sein.
Er hörte auf die Stimme Gottes in seinem Innern.
Auch wir können vom Hl. Josef viel lernen.
Mehr Menschen der Tat zu sein als der vielen Worte.
Auch wenn er mehr ein Mensch des Schweigens und des Hörens
und des Nachdenkens war, es ist seltsam, dass er beim Kreuzweg nicht vorkommt.
Ich hätte mir gewünscht, dass er anwesend ist, und Maria stützt.
Väter-Zeit. Auch in den schweren Stunden bei seinem „Kind“ sein.
HEUTE empfehle ich ein paar Minuten Aufmerksamkeit für die Sorgen und Probleme heutiger Väter in unserer Zeit!
Gründonnerstag, 20.03.2008
44 – Hunger-ZEIT – Brot-ZEIT
Gründonnerstag. Auch die Zivilgesellschaft ohne religiöse Bezüge feiert diesen Tag.
Ein kleiner Hinweis in der Tageszeitung. Zumindest in Fragmenten.
In den Umfragen mutiert er für viele zum Spinattag. Zwar weit gefehlt, aber er wird wahrgenommen. Es ist Brot-ZEIT. Hunger-ZEIT ist es in Wirklichkeit. Noch immer.
Der Hunger ist keine Erscheinung der Vergangenheit. Nicht überall taucht er
so medienwirksam wie in den afrikanischen Ländern auf, aber tödlich ist er auch für die Hungernden in Südamerika oder in Indien und Nordkorea. Hunger ist kein Schicksal.
Das wissen wir längst, nur die Lösung der Probleme mit der Verteilung der Güter,
der finanziellen Kaufkraft oder der Lagerhaltung sind wieder in weite Ferne gerückt.
Wie und wann geht man gegen korrupte Politiker vor, die sogar Lebensmittellieferungen
bei Katastrophen jenen vorenthalten, für die sie gespendet wurden?
Hunger-ZEIT ist aktuell wie nie zuvor.
Wir Christen feiern heute Abend, dass sich der gemeinschaftsverliebte Rabbi Jeschua
kurz vor seinem Tod mit seinen Freunden ein letztes Mal zusammensetzte, und ihnen
ein paar eingängige Sätze mit auf den Weg in die Zukunft gab! Miteinander essen,
sich stärken, das Brot brechen, Dank sagen, segnen, und das immer wieder! Danksagung ist Eucharistie. Erinnerungs-ZEIT, Brot-ZEIT. Ein wichtiges Zentrum unseres Glaubens.
Jesus wusste um die Kraft und Stärke solcher Zeichen erinnernder Liebe! Ich bin für euch Brot, ich bleibe in euch, ich bin bei euch, ich mache alle satt, die Hunger haben auf ein Leben in Fülle …
Eucharistie, Brot-ZEIT. Seit 2000 Jahren. Seit Jesus sich hingab als Brot für die Welt.
Und noch immer beten wir mit ihm zu Gott: Gib allen Menschen das tägliche Brot!
HEUTE empfehle ich ein Kreuzeichen auf den Brotlaib oder eine Schnitte Brot ohne Draufgabe, langsam gekaut und gegessen!
Karfreitag, 21.03.2008
45 – Todes-ZEIT
Karfreitag. Rundum nur Todeszeiten: Krieg im Irak, Aufstand in Tibet, im Kosovo, … Der Tod ist bittere Realität. Er ist DAS Thema des heutigen Karfreitags. Für viele auch wieder nicht.
„Manche sind so beschäftigt mit dem Leben, dass sie zum Sterben keine ZEIT haben!“ meinte ein deutscher Satiriker. Sie verdrängen den Tod, sie haben keine ZEIT … zum Sterben! Das kommt uns doch bekannt vor, nicht wahr? Solche Steh-Sätze hört man öfter im Freundeskreis, am Biertisch. Keine ZEIT für den Tod, genauer für das Sterben.
Heute wollen wir uns daran erinnern, dass wir uns ZEIT nehmen müssen fürs Sterben.
Niemand kennt die Stunde. Der Tod kann gänzlich unerwartet kommen. Überraschend.
Und mich unvorbereitet antreffen. Oder ich kann lernen, mit dem Sterben umzugehen.
ZEIT investieren für ein menschenwürdiges Sterben. „Dem Sterben ein Gesicht geben.“
Das tut die Hospizbewegung. In vielen Ländern gibt es Räume, in den Menschen in Würde,
ohne Angst und Sachrecken, ihr Leben abschließen können.
Sterbebegleitung, Hospizarbeit. Neue Begriffe für eine alte Kunst. Man stirbt nur einmal!
Und: Das Sterben gehört zum Leben. Zum Leben bis zum letzten Atemzug.
Jesus war das nicht vergönnt. Qualvoll hauchte er sein Leben aus. Am Kreuz, dem Todesholz.
Und doch hatte er ZEIT, seinen Peinigern zu vergeben: Vater, vergib ihnen, …
Menschenwürdig sterben, ein Dienst der Liebe. Man stirbt schließlich nur einmal.
Ich wünsche uns genügend ZEIT, dies in Würde zu tun!
HEUTE empfehle ich eine kritische Lektüre der Zeitungen zum Thema KARFREITAG. Was ist auffällig und bemerkenswert?
Samstag, 22.03.2008
46 – Wach-ZEIT
Karsamstag. Früher galt er als Tag der Ruhe. Der Stille.
Vor dem großen Fest-Trara. Heute … ist alles ein wenig anders gelinde gesagt.
Oder viel mehr anders geworden. Geschäftigkeit, wohin man blickt.
Der letzte Einkaufstag vor den Feiertagen. Da muss noch vieles besorgt werden.
Massen sind unterwegs. Nicht nur die „Weihfeuer-Träger“.
Bei uns in der Oststeiermark gibt es die Tradition der so genannten „Osterspeisensegnungen“.
Im Volksmund heißen sie „Fleischweihe“! Die Speisen für die Osterfesttage werden gesegnet.
Das achte Sakrament, spöttelt man hin und wider. Lokale Traditionen haben diese Form eines volkstümlich ausgerichteten Speisesegens populär gemacht. Zu den jeweiligen Versammlungen bei Bildstöcken, Kreuzen oder Kapellen strömen sehr viele Gläubige mit ihren Körben, angefüllt mit Eiern, Fleisch, Brot, Salz und Kräutern …. Für so manche ist das wichtiger als der Auferstehungsgottesdienst. Denn anschließend darf man fein essen!
Mancherorts gibt es Anbetungsstunden. In der Kirche versammeln sich die Gläubigen der einzelnen Ortsteile der Pfarre, um stundenweise am Heiligen Grab zu beten, zu wachen. Sie singen, beten den Rosenkranz oder andere Gebete, und meditieren. Die Formen sind sehr unterschiedlich. Inhalt dieser Andachten: Betend & wachend auf die „Auferweckung“ Jesu zugehen.
Denn noch ist es die ZEIT der Ruhe. 3 Tage blieb Jesus im Grab.
Sagt die Überlieferung der Schrift. Jesus im Aufwach-Raum.
Nach einer schweren Operation werden Menschen oft bewusst langsam
ins Leben zurückgeführt. AUFWACH-ZEIT Karsamstag.
Ins Leben zurückkommen, aufwachen. Erwachen ins Leben.
Auferweckt werden vom Gott des Lebens. Das dürfen wir glauben.
Weil die Liebe stärker ist als der Tod.
Deshalb wollen wir mit wachen Sinnen die ZEIT bis zur Freudenfeier gestalten!
HEUTE empfehle ich einen Rundblick (in Büchern oder in Zeitungen, Zeitschriften) über die unterschiedlichsten Bräuche in der Karwoche und Ostern!
Sonntag, 23.03.2008
47 – Freuden-ZEIT
Ostern 2008 - Die Zeit ist erfüllt. Klingt nach Ende, Aus. Schluss.
Die ZEIT ist tatsächlich erfüllt von Gegensätzlichem: Von Dunkelheit und Kälte, von Regen, Schnee, und schwarzen Wolken, von Wind, … und von leuchtend gelben Schlüsselblumenkolonien am Straßenrand. Prime:time für die Hoffnung. Dass sich der Winter endlich zurückzieht, und das Leben an Terrain gewinnt. Dass die Tage wieder heller und wärmer werden.
Ostern 2008 – Marie Luise Kaschnitz hat in ihrem berühmten Text „Manchmal stehen wir auf /stehen wir zur Auferstehung auf / mitten am Tag … „ auch formuliert: „Die Weckuhren hören nicht auf zu ticken /ihre Leuchtzeiger löschen nicht aus / … vorweggenommen in ein Haus aus Licht.“ Die ZEIT ist erfüllt. Wir müssen aufstehen, der Wecker geht ab, uns erwartet ein Haus aus Licht! Ist das nicht ein tolles Bild für die Heimat bei Gott? Ist das nicht ein wunderbares Bild für Ostern, das Fest im Haus aus Licht!
Ostern 2008 – Die Osternacht spielt ihre jahrhundertealte Dramaturgieerfahrung aus: In die dunkle Kirche wird das Licht der Osterkerze getragen, bahnt sich behutsam, langsam, aber immer mehr durchsetzend, Raum, bis auch der letzte Mitfeiernde Licht in den Händen hält: Leuchtfeuer der Freude. Dies ist die Nacht des Lichts. Wir werden herausgeholt aus den Dunkelheiten unseres Lebens hinein in die Leuchtspur des Lebens, in den Sieg Jesu über den Tod! Gott lässt uns Menschen nicht im Stich. Nicht im Grab. In dieser Nacht stehen wir mit dem Licht der Versöhnung, der Hoffnung, der Güte im Herzen und in der Hand in der Kirche. Und singen das Halleluja, die musikalische Eidesformel unserer Lebens-Freude!
Ostern 2008 – Prime:time voller Licht und Fröhlichkeit! Christus ist auferstanden! Das ist die Top-Meldung des heutigen Tages!
HEUTE empfehle ich ein Lied eines in Österreich bekannten religiösen Liedermachers, Hans Waltersdorfer: Sucht doch den Lebenden nicht bei den Toten! Der Stein ist weg, das Grab ist leer! Sucht doch den Lebenden und nicht den Toten, er ist erstanden, er ist der Herr! Den ganzen Text gibt es unter http://www.werkstatt-waltersdorfer.at
Foto: Anni Müller
Montag, 24.03.2008
48 – Geh-ZEIT
Wie geht’s? (Hoffentlich gut!) Eine bekannte Grußformel, manchmal eher eine oberflächliche schnelle Floskel. Wie geht es Ihnen?
Am heutigen Ostermontag gehen viele Gläubige recht zeitig in der Früh den Ostergang oder Emmausgang. Um 5 Uhr sind sie aufgebrochen und losgegangen. Firmlinge, Ministranten, Erwachsene. In einigen Pfarren gehen sie sternförmig in kleinen Gruppen auf ein Ziel zu, feiern dort gemeinsam Gottesdienst und frühstücken miteinander. Es ist für alle ein besonderes Erlebnis, in der Dunkelheit aufzubrechen und bei Sonnenaufgang zu feiern. Eine Geh- und Steh-ZEIT der intensiven Form.
Wie geht es euch? So könnte wohl auch die Frage gelautet haben, die der Fremde, der plötzlich auftauchende Unbekannte den beiden Jesusfreunden stellte, die nach den traurigen Erlebnissen in Jerusalem unterwegs nach Hause waren. Vielleicht haben sie gedacht: Was geht das diesen Menschen an? Weiß er nicht, was in Jerusalem in den letzten Tagen passiert ist? Mit Jesus? Enttäuscht und frustriert sind sie gewesen, lassen sich auf ein Gespräch mit dem Unerkannten ein- Der geht ganz auf sie ein, bis ihnen schließlich beim Brotbrechen einiges aufgeht: „Brannte uns nicht das Herz?“
Geh-ZEIT. Eine gute Spanne Zeit. Auch heute noch. Bekannt ist die Formulierung: 4 Stunden reine Gehzeit. Gehen ist vielschichtig und liegt stark im Trend. Markus Schlagnitweit, Priester und Hochschulseelsorger und begeisterter Pilger, listet auf, was Gehen für ihn ist: Wachsen, Staunen, Musik, Verantwortung, Lernen, Beten, Hoffen, Sterben, Auferstehen und LEBEN. In der Perikope der Verwandlung der mut- und orientierungslosen Jünger in engagierte Zeugen der Auferstehung geht es auch ums Gehen! Ums Weggehen, Mitgehen, Eingehen, und Weitergehen …
Wir sind am Ende angekommen. Unsere ZEIT-Reise durch die Fasten- und Karwochenzeit ist abgeschlossen. Wir haben nun die Chance wie die beiden Jünger mit brennendem Herzen die Osterbotschaft weiter zu tragen. Karl Rahner sagt: „Wir müssen aufbrechen, müssen gehen und suchen. Aber das Letzte und Eigentliche kommt uns entgegen.“
Dass uns Gott entgegen geht, mit uns geht und begleitet, das macht Ostern aus, das macht uns heiter und zuversichtlich!
Ein gesegnetes Osterfest 2008!
HEUTE empfehle ich ein ganz tolles Gebet:
„Um deine Nähe bitte ich dich, Herr! Denn wenn du bei mir bist,
gehst du mit mir zu allen, denen ich begegne!
Dann schenkst du vielleicht durch mich dem Schwachen ein wenig Kraft, dem Verzweifelten ein wenig Hoffnung, dem Traurigen ein wenig Trost, dem Verachteten ein wenig Liebe, dem Einsamen ein wenig Wärme und dem Suchenden ein Stück Weg.
Um deine Nähe bitte ich dich, Herr!“
Emmausbild: Janet Brooks-Gerloff
Helmut Loder
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