Helmut Loder's Marienimpulse

Maria in der Ecke ...

Lenzings Kirchenanlage mit den wuchtigen Baukörpern Kirche und Turm steht nahe dem Werk der Lenzing AG mit den riesigen rauchenden Schloten.

Der Blick auf diese Bauwerke bietet wenig Liebliches. Es war ein guter Versuch, Industrie und Kirche miteinander zu verbinden zu wollen...

In der hintersten Ecke dieser Industriekirche steht die 1961 vom Bildhauer Prof. Toni Schneider-Manzell aus Stein gemeißelte Madonna mit dem Kreuz tragenden Kind. Sie stellt eine Maria dar, die alle Last der Welt trägt (entdeckt in einer Beschreibung im Internet).
Diese so gar nicht liebliche Maria ist mir gleich in den Sinn gekommen, als Helmut Loder mir sein Anliegen nahe brachte. Ich selbst bin überrascht über meine spontane Wahl: diese Maria gefällt mir nämlich nicht besonders, überhaupt bin ich keine großartige Marienverehrerin und dann diese kühle Frau, die so fest am Boden steht und ein Kind trägt, das schon sein Kreuz in Händen hält ...

Diese Maria ist mir wohl auch deshalb in den Sinn gekommen, weil ich schon viel Zeit in ihrer Nähe verbrachte und sie mir so vertrauter wurde, als ich bis jetzt ahnte. In ihre Ecke konnte man gut mit Kleinkindern flüchten, denen der Gottesdienst zu lang und zu fad wurde.

Sie steht weit weg vom Altar, es sind Opferkerzen in ihrer unmittelbaren Nähe, einfache Bänke und viel freier Platz umgibt sie. Ich habe drei Söhne mit ihr durch die Kleinkindzeit begleitet.

Seit meiner Scheidung vor einigen Jahren bin ich selten in der Lenzinger Kirche gewesen. Für diese Zeilen habe ich die "Maria in der Ecke" wieder besucht und ich konnte doch einige Gemeinsamkeiten zwischen uns entdecken: Es ist gut, das Liebliche hinter sich zu lassen, fest im Leben zu stehen und das zu tragen, was zu tragen ist - und manchmal hat man es nicht leicht mit seinen Söhnen. Vor allem, weil ma(ria)n sie so liebt und das Loslassen nicht immer einfach ist...

Maria Baumgartinger