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Maria Paier

Maria Paier, Geboren 1950 in Groß-St. Florian, Studium der Theologie und Mathematik, Lehramt für Religion u. Mathematik, unterrichtet Religion an der VS in Frohnleiten, mit verwendet am RPI mit den Schwerpunkten: Weiterbildung, Lehramt für Sonderschulen, Soziale Integration.

Foto: Maria Paier

2006

face2face2maria - in Andalusien

Gehe ich durch Frohnleiten, oder fahre ich nach Graz und bin dort in der Altstadt unterwegs, nehme ich mir ein wenig mehr Zeit und hebe den Blick etwas höher als üblich oder schaue auch nur aus dem Fenster der Straßenbahn, komme ich ins Staunen darüber, wie oft sich die Gelegenheit zu einem Face2face2Maria ergibt.

Aber nicht nur in unserer schönen Steiermark können wir den Bildnissen von Maria mit einem Sternenkranz, Maria mit dem Jesuskind am Arm oder sogar einer vergoldeten Maria - mit Hilfe eines eigens errichteten Liftes - face2face gegenüberstehen.

Anlässlich einer Reise in das wunderschöne Andalusien ist mir immer wieder die Darstellung einer Maria mit Krone, die von einem etwas überdimensionalen Strahlenkranz umgeben ist, begegnet — so wie dieses Bild, das ich an einer Kirchenfassade in Sevilla entdeckt habe. Es ist aus Keramik und ganz typisch in dieser Region. Ich habe es als einfachen Druck in einer Bar genauso gesehen wie in der zentralen Markthalle in Cadiz.

Auf dem Jakobsweg war mir dieser Kopfschmuck für Maria schon früher aufgefallen, meist natürlich aus Edelmetall und mit verschieden vielen Sternen. Auch die Madonna von Guadalupe trägt eine Strahlenkranz-Krone mit12 Sternen.

Dabei ist interessant, dass auch die "Madonna mit Tränen", die bei der Karwochenprozession in Sevilla mitgetragen wird genauso diesen kostbaren Kopfschmuck aufweist. Und in der Kathedrale von Jaen stand ich einer kostbar und königlich gekleideten Maria mit der gleichen Strahlenkranzkrone mit 16 Sternen gegenüber. Ich habe noch nichts darüber gefunden, woher diese Darstellung kommt — auf jeden Fall ist sie Ausdruck von Wertschätzung und Verehrung. Gibt es einen Zusammenhang mit der Hymne "O Maria maris stella", dem Meerstern, der verlässliche Orientierung, Barmherzigkeit und Fürbitte garantiert?

Im sogenannten Codex Las Huelgas — einer Musikhandschrift des 13. Jahrhunderts aus Burgos in Spanien — findet sich diese Hymne. Daraus sind die folgenden Zeilen in deutscher Übersetzung:

Maria, Stern des Meeres, voller Gnade, Mutter und Mädchen, Schönheitsgefäß, Tempel unseres Erlösers, Sonne der Gerechtigkeit, Pforte des Himmels, Hoffnung der Angeklagten, Thron der Herrlichkeit, Erheberin der Elenden, Pulsader der Vergebung, höre die dich Anflehenden ....

Nur du sitzt auf dem Thron der Herrlichkeit, voller Gnade, göttlich Strahlende. Die Sterne bewundern dein Aussehen, Sonne und Mond deine Kraft. Durch deinen Glanz übertriffst du alles, was aus der Höhe herabscheint. Besänftige schnell deinen Sohn, dessen Tochter du auf wundersame Weise bist, dass wir nicht verurteilt sondern mit ewigem Leben belohnt werden.

Das ist nicht die Sprache unserer Tage und doch in mancher Hinsicht berührend. Oder sind wir eher bereit folgende Sätze von Dorothee Sölle anzunehmen? Sie schreibt über Maria als einem Bild der Hoffnung!

"Worin liegt ihr Geheimnis? Sie sagt uns, dass die Welt nicht nur die unheilvolle Bühne einer absurden Tragödie ist, in der Sieger und Besiegte immer die Gleichen sind, sondern ein Ort der Hoffnung, die das Leben beschützt und das Unwahrscheinliche, dass wir Barmherzigkeit nennen, wahr werden lässt. (Dorothee Sölle)

Oder ist und bleibt sie die Königin mit Strahlenkranz - sogar noch im Leiden und Mitleiden auf dem Kreuzweg? Eine "verklärte" Maria aus der Sicht von nachher, nach dem Leiden und nach Ostern? Der Schmerz ist durchlitten, der Tod überwunden, das Heil hat sich gezeigt und das Erlösungswerk ist durchgesetzt, der neue Weg zum glücklichen und strahlenden Ende zu Ende gegangen.

Weist diese Maria darauf hin, dass Leiden Sinn haben kann? Dass nach der Nacht des Leidens und des Todes ein strahlender Sonnenaufgang der Auferstehung folgen kann?

Maria Paier