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Vorbemerkung
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Ein Fastenprojekt von Helmut Loder

8 GEH_WEG

GEH_WEGe gehören längst zum ganz normalen Erscheinungsbild unserer Städte. Ein schmaler Streifen Raum für die schwächsten Verkehrsteilnehmer, die Fußgänger. Ein eigener Weg nur für sie. Durch einen Strich abgegrenzt vom Radweg. Da die ruhige Bewegung der Fußgänger, dort das hektische Tempo und Geklingel der Pedalritter.

Vor einiger Zeit erlebte ich mit, wie ein solcher GEH_WEG zum „Geh-weg!“ wurde. Ein Radfahrer wurde durch einen unaufmerksamen Fußgänger fast zu Sturz gebracht. Er tänzelte hin und her und wechselte plötzlich und unerwartet auf das Feld des Radfahrers. Dieser schrie auf und schleuderte dem Fußgänger ein zorniges „Geh weg!“ entgegen.

Aus dem GEH_WEG wurde so ein Geh weg! So schnell kann es gehen, dass sich ein Weg verändert, neu definiert wird. Geh weg! Verschwinde, hau ab! Du hast hier nichts zu suchen.

In unserem Leben erleben wir oft Situationen, in denen wir sagen oder es zumindest denken: Geh weg! Lass mich allein! Lass mich in Ruhe! Ich kann dich nicht brauchen. Das ist mein Weg. Nur für mich allein. Aber so läuft es eigentlich nie. Wir müssen sehr oft mühsam lernen, oder einfach auch nur üben, den Weg mit anderen zu teilen. Gemeinsam unterwegs zu sein. Miteinander können wir unsere Wege besser gehen. Und lernen, Grenzen einzuhalten, rücksichtsvoller zu leben. Damit es kein Geh weg!-WEG wird.

In der Fastenzeit sollten wir wieder auf den GEH_WEG zurückkehren. Den langsameren Geh(meinschafts)weg, den Geduldsweg oder den Dialogweg. Den Gemütlich-Gehen-Weg. Entschleunigen. 40 Tage ohne Hetzen und Rasen. Schritt für Schritt das Leben genießen. Eine neue Dimension: Schritttempo. Mehr Zeit haben, mehr Zeit nehmen.

Darum sind sie notwendig (geworden): GEH_WEGe, die Fastenwege der Gegenwart.

 

9 IKONEN _WEG

Wallfahrtswege gibt es viele. Aber einen KINDER-IKONEN_WEG ? Der ist einmalig und ganz sicher eine Entdeckung wert. 9 Stationen mit Bildern von Kindern aus den Gemeinden Granitz und Heilbrunn. Ein Pilgerweg der „kindgemäßen“ Art. Auf dem Weg zur Wallfahrtskirche Heilbrunn in der Oststeiermark.
Heilbrunn setzt Impulse: Von der Schweizer Künstlerin und Ikonenmalerin Gabriella Höfler wurden Volksschüler angeleitet, ganz persönliche Bilder in der Ikonentradition zu malen. Für den Weg zur Wallfahrtskirche. Die Bilder führen einerseits vom Kreuzwirt zur Kirche, anderseits leiten die Bilder aber wieder von der Kirche zum Ausgangspunkt – ins Leben – zurück.

„Ein Weg führt vom Alltag in den Himmel und dann wieder zurück in den Alltag", schildert Franz Neuhold, Religionslehrer und „Erfinder, Ideengeber“ dieses einzigartigen Weges. Der KINDER-IKONEN_WEG wurde am 1. Juli 2005 eröffnet und kann gratis begangen werden.

Durch diesen besinnlichen Wallfahrerweg, von dem es wohl in ganz Österreich keinen vergleichbaren gibt, sollen Kinder, die allein oder klassenweise unterwegs sind, einen neuen Zugang zur Wallfahrt bekommen. Franz Neuhold hofft und wünscht sich, dass noch viele Schüler und Jugendliche diesen Weg gehen werden und dadurch auch Erfahrungen geschenkt bekommen, die den Betrachtern ein wenig von der Freude und der Kraft des Glaubens vermitteln.

Durch Bilder gestärkt werden. Ein Fastenimpuls der wirklich originellen Art. Ein einfaches Begleitheft leitet die Beschauer an, die Ikonen zu betrachten. Die Bilder sollen nicht als fertige Werke gesehen werden, sondern Anregung sein, in sich selber neue Bilder zu erwecken und entstehen zu lassen. Im Begleitheft können dazu persönliche Gedanken aufgeschrieben werden.

9 Stationen auf dem Weg in den Himmel, ins Heil des Brunnens. Der KINDER-IKONEN_WEG nach Heilbrunn. Geebnet und vorbereitet durch Kinder, und ihre Bilder vom Leben und vom Weg ins Glück.
Ein ungewöhnlicher Fastenweg für das ganze Jahr.

Info-Adresse: www.pilgern.info/669.htm

 

10 (GE)RECHTS_WEG

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Ein kurzer Satz. Gut bekannt. Zur Genüge. Ausgeschlossen vom Recht. Manchmal nur vom Preisausschreiben oder der Verlosung. Manchmal vom Leben. In vielen Ländern der Erde bemühen sich Menschen um ihre Rechte. Um mehr Rechte. Ums Recht haben. Um Gerechtigkeit. Nicht ausgeschlossen sein vom guten Leben.

Heute feiern wir in Österreich traditionell den Familienfasttag. Ein Fasttag für die ganze Familie? Zumindest für die Menschenfamilie. Teilen macht stark. Heißt es landesweit auf Plakaten. Mitteilen macht stark. Den (GE)RECHTS_WEG gehen. Mit Frauen für Frauenrechte kämpfen. Durch Informationen, Offenheit und Geduld.

Wir erleben es täglich. Rechtsunsicherheit. Das Recht wird mit den Füßen getreten. Unsere Welt – eingeteilt in Jung und Alt, in Arm und Reich, in Ost und West. Es gibt Recht und Unrecht. Das muss nicht sein. Das soll sich ändern. Der (GE)RECHTS_WEG muss für alle gelten.

Vom Rechtsweg ausgeschlossen. Ohne Grund. Gerechter Lohn und die Einhaltung der Menschenrechte sind nicht vorbehalten für uns Europäer. Wir müssen teilen. Mitteilen. Mit unseren Geschwistern auf Erden teilen. Mehr teilen mit denen, die es nicht laut sagen, schreiben oder dafür eintreten können.
Der (GE)RECHTS_WEG ist schmal. Aber wir können ihn ausbauen. Durch unseren Beitrag. Durch unser Interesse und Eintreten für Gerechtigkeit. Damit >Rechtssicherheit< und >Sorgerecht< keine Fremdwörter bleiben für Millionen Frauen und Männer in anderen Ländern.

Der ( GE)RECHTS_WEG ist nicht verschlossen. Er wurde wieder eröffnet. Organisationen und viele einzelne Menschen haben beschlossen, sich darum zu kümmern, sich dafür einzusetzen. Für den rechten Weg für Menschen ohne Rechte. Das ist ein Fasten, wie ich es liebe, hat der Prophet Jesaja geschrieben.
Den Rechtlosen zu ihrem Recht zu verhelfen.

Familienfasttag 2006: Ein RECHTS_WEG mit Nachhaltigkeit & Folgewirkung. Gehen wir miteinander den Weg des Teilens, nur dann ist es ein (ge)rechter Weg!

Detaillierte Infos: www.teilen.at

 

11 DER GROSSE WEG

der große weg.
ein magisches bild.
ein weg von außen nach innen und wieder zurück.
ausgangspunkt links: die erde. in ihrer mitte das wasser, der blaue kreis.
das motiv der spirale taucht oft auf. in der natur, in der kunst, in der tierwelt.

ganz in der mitte das zentrum in blau. der himmel?

der spiegel des brunnens? oder gar eine tür?

dahinter vielleicht das große geheimnis: gott?
ein weg der konzentration – hinein in die mitte. wie ein tunnel.

der große weg verführt uns zur stille.
ich nehme mir zeit. manchmal wird er schmal, fast unterbrochen, dann wieder breit, ein platz für gemeinschaft.
zusammengelegt kreist er ums zentrum
geduldig, gerufen vom ziel: die mitte.

dort wird er auch hell, der weg in das licht.
ein bild für das leben: spiralen der sehnsucht, der suche.

kreuzungspunkte, glücksknäuel, und dunkle knoten der angst.

ich bin eingeladen der linie zu folgen.
dem verborgenen plan auf dem großen weg.
das ist der stadtplan des lebens
rotleuchtend, glühend aus liebe zum menschsein

tag für tag entsteht eine neue windung, eingebunden in aufstieg und abstieg, „suchend die inneren augenstraßen..." (nelly sachs)

Sr. Christhild Neuheuser schrieb mir dazu: “der weg unserer augen ist kurz, reicht nicht bis ans ende, kommt nicht bis ans ziel. der weg bis zum herzen ist weit. nur die liebe zeigt den augen den weg. nur die liebe öffnet die „inneren augenstraßen“
… für den großen weg in die welt

 

12 HÖHEN_WEG

Mk – 9, 2-10
Jesu Verklärung

Sonntags gehen manche Menschen gern in die Berge. In die Stille. Genießen die Schönheit des Weges und sind eine Zeit lang allein mit Gott. Dabei nehmen sie viele Mühen und Anstrengungen in Kauf. Nicht jede/r geht sofort den kürzesten, steilsten Weg. Nicht immer ist die Direttissima die einzige Route. Manchmal genügt schon ein einfacher HÖHEN_WEG , um eine Ahnung zu bekommen. Vom Gipfel, von der fantastischen Aussicht, ...

Jesus geht mit drei seiner Freunde auf einen hohen Berg. Wir wissen nicht warum. Vielleicht, um ungestört mit ihnen reden und beten zu können. Sich ausreden, wie es weitergehen soll. Visionen entwickeln. Sich über Ziele und Wünsche klar werden. Zum Beispiel drei Häuser bauen. Weil es so schön ist?
Wir wollen alle auf der Höhe sein. Auf der Höhe der Zeit, des Ruhms, an der Spitze der Erfolgreichen. Eher Aufsteiger statt Aussteiger sein. Jesus denkt scheinbar ganz anders. Er nimmt sie beiseite, geht mit ihnen auf dem HÖHEN_WEG zum Gipfel. Ein reizvoller Weg. Manchmal wird die Luft dünn, aber die prächtige Aussicht am Ziel bei gutem Wetter entschädigt so manche Strapaze. Der Rundblick! Der Weg in die Höhe, an die Spitze, ist aber schwer.

HÖHEN_WEG e haben es in sich. Das sind meist keine überbreiten Autobahnen, sondern oft schmale Steige mit vielen Stufen. Oder da und dort auch ein etwas anspruchsvollerer Wanderweg ohne großen Schwierigkeitsgrad.

Die Fastenzeit kann so ein HÖHEN_WEG sein. Sich auf den Weg in die „Berge“ machen, auf den „Berg Tabor“ gehen. Verwandelt werden. Allzu Vertrautes in einem neuen Licht, im strahlenden Glanz, sehen. Und das Schwere leicht werden lassen. Neue Pläne schmieden.

Ich bin dankbar für viele „Tabor-Erlebnisse“ in meinem Leben. Die HÖHEN_WEGe können so vieles auslösen. Denn oben werden die Dinge, die mich „unten“ plagen, plötzlich ganz leicht. Und aus Verzagtheit und Enge werden Weite und der Mut für neue Schritte in die Zukunft wächst.

HÖHEN_WEGe können in der Fastenzeit wieder die Sehnsucht nach der Weite und der Schönheit des Lebens wecken. Viel zu oft wandern wir mutlos im dunklen Tal der Tränen und Angst dahin. Das Licht von Ostern wird auf vielen HÖHEN_WEGen sichtbar.

 

13 KNEIPP_WEG

Wege zum Leben gibt es viele. Einer davon ist das Wasser. Schließlich kommt aus dem Wasser das Leben und jedes Lebewesen braucht unverzichtbar Wasser. In der oststeirischen Gemeinde Hartl bei Kaindorf wurde vor kurzem eine neue Dorfkapelle errichtet, mit einem Springbrunnen und einem kurzen KNEIPP_WEG zur „Engelskapelle“ hin.

Der KNEIPP_WEG ist ein Wasserweg der besonderen Art und leicht verständlicher Hinweis auf die Bedeutung der Gesundheit für Körper und Seele. 5 Stationen auf dem Weg zur Engelskapelle thematisieren Wasser, Kräuter, Ernährung, Bewegung und Lebensordnung. In einem (Kneipp)Brunnen finden sich die 5 Prinzipien des Pfarrers Sebastian Kneipp vereint: Wasser in der Mitte, Bewegung im Wasser, bunte Steine für die Ernährung und ein Kräuterbeet.

Fasten heißt Gesundwerden und Gesundbleiben. Beschränkung beim Essen, Wiederaufnahme von regelmäßiger Bewegung und Einkehr bei sich selbst. Da kommt ein KNEIPP_WEG gerade recht. Er führt als begehbares Zeichen hinauf zur Kapelle, die auf einer Anhöhe im Nordosten des Dorfplatzes errichtet wurde.

Teresa von Avila prägte den berühmten Satz: „Tu deinem Körper (bzw. Leib) etwas Gutes, damit die Seele Lust bekommt, darin zu wohnen.“ Viel Gutes können wir für unseren Körper tun: Zum Beispiel einen KNEIPP_WEG gehen. Uns Zeit nehmen für ein ruhiges stilles Gebet, für eine Atempause in der Hektik des Alltags. Das können die Einwohner der Gemeinde Hartl ohne großen Aufwand tun. Mitten im Dorf. Als schnelle Anregung.

Der KNEIPP_WEG von Hartl. Ein Fastenweg für Fastenmenschen. Ein starkes Zeichen fürs Leben. Vorspann für Gebet und Stille. Für all das, was unsere Seele für ihre Gesundheit oder Gesundung braucht. Ein KNEIPP_WEG für die Fastenzeit. Und weit darüber hinaus.

P.S.: Viele Informationen über die Impulse von Pfr. Kneipp gibt es im Internet: Gesund.at

 

14 LAUF_WEG

Au Ausnahmsweise ein Auszug aus meinem persönlichen Lauftagebuch...

Im Wetterbericht sprachen sie heute früh von heftigen Windböen im Laufe des Tages. Ich habe mich entschieden, trotzdem noch am Abend zu laufen. Unser LAUF_WEG ist etwa 7 km lang. Ich kenne ihn gut. Unser Hund Aramis begleitet mich dabei. Er freut sich jedes Mal, wenn wir aufbrechen und loslaufen. Meist läuft Maria, meine Frau, mit. Heute bin ich aber allein...

Der LAUF_WEG ist übersät von heruntergefallenen Ästen, durcheinander wirbelnden Blättern. Immer noch ist der Wind sehr stark. Aus meinem LAUF_WEG ist ein Windweg geworden. Starker Seitenwind weht den Schnee über die Straße. Zum Teil ist sie unkenntlich geworden. Gott sei Dank kenne ich die Strecke. Ich bin hier fast täglich unterwegs. Man gewöhnt sich sehr schnell an den Verlauf einer Strecke.

LAUF_WEG, das könnte man doch auch als „Lauf weg“! deuten. Warum sollte ich weglaufen? Wovor laufe ich weg? Was macht mir Angst? Worüber denke ich nach beim Laufen?

Laufen macht Spaß. Auch heute, wenn der Wind so stark bläst. Der LAUF_WEG verlangt meine ganze Kraft. Ich muss mich gegen den Wind stemmen. Am Boden wirbelt der Schnee hoch. Die Straße ist zentimeterhoch von angewehtem Schnee bedeckt. Darunter liegt Eis. Mein Weg ist heute gefährlich. Ich könnte stürzen und mich verletzen. Das ist natürlich nicht immer der Fall. Wie im Leben...

Im Windschatten der Speditionshalle ist es ungewöhnlich still. Dieser Teil unseres LAUF_WEGes ist hell beleuchtet. Es tut gut, zu sehen, wie die Straße verläuft. Hindernissen kann ich früh genug ausweichen. Ausweichen will gelernt sein.

Die Laterne mit dem am Abend entzündeten Friedenslicht vor unserem Haus schwingt sehr stark hin und her. Der Wind hat die Kerze ausgelöscht. Morgen werden wir es wieder versuchen. Ein kleines Licht gegen die Finsternis zu entzünden. Ich kann dieses Licht meist schon von weitem sehen. Ein kleiner heller Punkt, der mir von Heimat und Geborgenheit erzählt.

Ich bin zurückgekommen. Es ist nichts passiert. Auf dem LAUF_WEG . Nur der Wind hat mich gefragt: Wohin läufst du, wenn du aufbrichst? Und dabei fürchterlich geheult...

 

2006

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14 LAUF_WEG