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Maria Konrad

Maria Konrad, Geboren in der Südsteiermark (Bezirk Radkersburg), in Wien-Ober St. Veit das Seminar für kirchliche Berufe besucht, seit 1994 als Pastoralassistentin in der Diözese Gurk-Klagenfurt tätig und ab 1998 als Krankenhausseelsorgerin im LKH-Villach tätig.

Zum Foto: Glasfenster: Daniel Moser, Villach-Landskron

2006

Maria, die Knotenlöserin

Wer mit Fäden zu tun hat, kennt das: beim Häkeln einer Decke — ein kleiner Knoten im Garn; beim Aufwickeln von Wollsträhnen — ein Durcheinander von Wolle und Knoten; beim Spitzenklöppeln — eine Verkettung der einzelnen Spulen.

Doch nicht nur bei der Handarbeit gibt's Verknotungen und Verstrickungen. So sind und waren Knoten schon immer ein Bild für schwer zu lösende Fragen und Probleme des Lebens.

Im positiven Sinn ist unser Leben aber auch wie ein Geflecht von Fäden und Schnüren, die Halt geben und Leben retten (in der Segelschifffahrt und beim Bergsteigen). Dieser Halt ist in erster Linie die Familie, der Partner, aber auch Freunde.

Viel bekannter und vertrauter sind uns aber die Knoten und Verstrickungen des Lebens. Wir Menschen haben oft die Angewohnheit, Verstrickungen in Beziehungen durch Reden (bzw. durch Schweigen) lösen zu wollen; doch wir merken erst später (oft zu spät), dass der Knoten der Missverständnisse immer fester, immer enger zusammengezogen wird.

Ein Knoten unserer Zeit ist die große Arbeitslosigkeit oder auch der Druck, der auf ArbeiterInnen ausgeübt wird. Dieser Knoten lässt Menschen oft nicht mehr atmen — der Knoten wird immer enger gezogen. Ein Knoten, der schwer zu lösen ist, an dem wir schwer tragen, ist der Knoten der Krankheit, die über uns oder unsere Lieben hereinbricht. Der harte Knoten des unverstandenen Leides (Warum gerade ich/unser Kind...?) und der schmerzliche Knoten des Todes.

In meiner Wohnpfarre Villach-Landskron gibt es ein Glasfenster (gestaltet von Daniel Moser) mit dem Titel: “Maria Knotenlöserin”. Ich möchte mit Ihnen hinschauen, auf Maria und ihr Leben, wo auch vieles verworren, verknotet war: So die “Botschaft des Engels in Nazaret”; wo Maria erschrickt! Aber mit ihrem Ja zu diesem Kind die Geschichte der Welt verändert. Ihre Geschichte mit Gott will ermutigen: JA zu sagen zum Leben; zu einer ungeplanten Schwangerschaft; zu alten und hilflosen Menschen.

Ein weiterer Knoten im Leben Marias war “die fast schroffe Antwort Jesu” bei der Hochzeit zu Kana (oder die Frage nach seinen Verwandten bei Matthäus: “wer ist meine Mutter..”). Maria hat die Sorgen der Mütter und Väter um ihr Kind geteilt. Doch Maria beweist Stärke — sie reagiert nicht gekränkt. Sie ermutigt zum Vertrauen. Sie macht Mut, hingehaltene Knoten aufzumachen und mitzuhelfen, dass andere die Knoten ihres Lebens lösen können.

Der bitterste Knoten im Leben Marias war die Verurteilung und Kreuzigung ihres Sohnes. Sie hält unter dem Kreuz aus — da alle fliehen. Sie hört den Schrei ihres Sohnes: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen”. Maria, gezeichnet vom Schmerz und dem Schrei der tiefsten Gottverlassenheit — sie hält aus, glaubt an das Leben und hört seine Botschaft: “Siehe dein Sohn — siehe, deine Mutter”.

Der Knoten der Ungewissheit, des Todes. Maria hilft uns, ihn zu lösen, denn die Botschaft des Lebens Jesu heißt: “Das Einzige, was bleibt — ist die Liebe”.

Meine Verbundenheit mit Maria ist in erster Linie ihr Mensch-Sein; ihr Frau-Sein; ihr Mutter-Sein; ihr Standhaftsein im Leid, ihr Glauben an das Leben und die Liebe. Ich traue ihr zu, dass sie mir/uns helfen kann, die Knoten unseres Lebens zu lockern und zu lösen.

Maria Konrad