LoderNet.com / Klopf.Zeichen

2008
Jänner

31. Jänner

schaufenstertage.

nächte wie zufluchtsorte.
nichts ist vergleichbar.
wäre stille ein ort,
wüste und berg hießen die vororte.
nebel zerbricht
den abseits ersehnten horizont
in kleinste schatten,
kaltbitter glitzert der abendstern
über den hügeln.

30. Jänner

schaufenstertage.

nächte wie zufluchtsorte.
nichts ist vergleichbar.
wäre stille ein ort,
wüste und berg hießen die vororte.
nebel zerbricht
den abseits ersehnten horizont
in kleinste schatten,
kaltbitter glitzert der abendstern
über den hügeln.

29. Jänner

es besteht aussicht

und trotzdem besteht aussicht.
spuren von landschaft.
vorbeiflitzende bäume winken mir zu.
menschen drehen sich um.
ich weiß ja, ich weiß.
wir stehen aufrecht.
dahinter erkenne ich ein system.
in meinem rücken bin ich einsam.
es ist still im abteil.
nur meine ohren sehen das unvermeidliche.
die zeit will ich mit danken verbringen.
keine gute gesellschaft.
wir ersticken aneinander.
mit parfümierten worten
ertrinken wir im schweigen der lächelnden.
spätig, hautbegrenzte einwürfe.
vom rand her und überhaupt von allem.
Die lange schneekalte nacht.
ein frisch aufgerissener himmel.
als wärs ein stein in meinem kopf.
die wunden vernarben überraschend gut.
Die guten träume entfernen sich wortlos.

28. Jänner

vom verlorenen reden

… bin ich leblos geworden.
das feuer jedoch brennt
und verbrennt und verkohlt.
was ist das für ein traum, mein leben?
nichts oder wenig lässt sich von sich selber sagen.
ich weiß, dass ich frage.

zu lange sorglos gewesen,
schrei ich die neuen alten fragen
in den strahlend stummen himmel.
der wind hat keine illusionen mehr.
hauptsache, die ausrichtung stimmt.

anscheinend sterben wir
schneller denn je.
niemand will es genauer wissen.
im letzten waggon des schnellzugs
klemmt ein fenster.
es lässt sich nicht öffnen.
ein zeichen. oder mehr!

27. Jänner

den wolken nach

geh mit den wolken
sagen die hügel
wir sind gefangen in kalkiger mulde
der sommer legt seine glühende sichel
den feldern ans herz
und in den blättern des ahorn
glimmt längst der herbst

geh mit den wolken
sagen die quellen
wir sind gefasst in lehmiger bahn
und können nicht entrinnen
du aber kannst weichen und bist nicht gefesselt
denn wisse: der winter verdunkelt langsam
das glitzern der schimmernden wellen
und im dämmernden nebel
gefriert unser rauschen zu tau

geh mit den wolken
sagt mir mein blut in den adern
und lass dich nicht nieder
bau keine hütten mehr
keine mauern aus menschenrücken
unterm samtenen himmel

gezählt sind die tage und stunden
die heimat der sterne
verlockt mich zum aufbruch

26. Jänner

fast unhörbar

faszinierend,
die box mit 2 menschen
im theatersaal,
die nackten wände, aluminiumgitterbestückt,
kanalschächte der vergangenheit,
ein regenwald der aussichtslosigkeit,
beweisträger mensch
im wortgestammel
lebendgeschichten, zitatencollage,
ein weiches wort
flackert im dunkeln weiter
eine flüchtige umarmung
geländegängige beziehungsgeschichten
bruchstellen der erinnerung
verwirrte laufbandexistenzen
(nach einem theaterbesuch)

25. Jänner

leucht.turm 2

der zerbrochene stern
im dunklen regen
die kälte im augenlid
die windfahnenbotschaft, verspielt
der alte leuchtturm: geräumt
wie immer, ein einschnitt

und die es entdeckten,
vermuten: nicht anders
könne es sein

24. Jänner

leucht.turm 1

so selten ein letztes, ein schrei,
bevor ich den atem verschweige
so bleibt mein wort
in der bewegung erstarrt
ohne heimat;
das licht entströmt dem kreisen
wie ein schmerz gegen den sturm
wie ein blutiges zeichen,
steil an der küste gelegen
nicht in das tiefste gestürzt
nur ein selten verlorenes licht
zerstückelt, vergewissert, zerstrahlt,
so als ob später die nacht
- eine verschämte berührung -
sich an damals erinnert,
so als ob diese nähe nicht ohne erwartung abbleibt
ein entsetzen womöglich, meterhoch schäumend
so selten ein letztes

23. Jänner

es sind nicht die tage

es sind nicht die tage,
die uns zermalmen,
längst überwohnt
zerbrechen die finsteren nächte
unsere heimliche stille,
der wind schlägt die türen,
und die zeit ist erstarrt,
wer soll das verstehen?

es sind nicht die tage,
die uns zerreissen.
die schwarzen gedanken
kriechen in unsere augen,
klebrige auswaschungen
des lebensuntergrundes.

es sind nicht die tage,
die uns überrollen,
tiefe risse hinterlassen
und unübersehbare spuren.
der wortlose mond
verhöhnt unsere schatten.
jedes weggehen ist eine ankunft,
schweigend erkauft.

es sind nicht die tage,
die uns entwischen,
und damit den engeln,
den botschaftern schneller zeichen,
im brotschatten nachrichtengeeicht,
so tanzen sie ihren mut ins sternenlicht.

es sind nicht die tage,
die uns verfluchen,
verstört zurücklassend,
angefüllt mit vielen fragen
und unsicherheiten,
wie rufe, dem geweihten verbunden.
es sind nicht die tage,
die uns verfolgen und quälen,

es sind unsere nächtlichen fragen,
bohrend, glückssüchtig,
das erstaunen, die zweifel,
wie messerrücken so scharf.

22. Jänner

auf.Suchen

Ich ahne: er wird bald kommen,
der fremden Nacht entwachsen
Barfuss, die Augen weit offen, schon spüre ich
Den Staub, der im Weg glüht,
Wie sie doch knistert: die Welt,
nur für mich, die rauen Zäune
Duften verwesend, und hinter den rostigen
Latten/Gitter sind auch darunter
Bleibt vergessen, verborgen, was blüht.
Wie verbissen ist mir die Sonne
Ein strahlendes Schiff, Muttermund der Ferne,
Unterwegs stosse ich auf ? Blicke,
Unverdaut, Sätze, wie nie ausgesprochen.
Heute erwartet er mich. Sucht mich,
Inwendig, auf.
Warum ist die Straße so leer,
wenn ER kommt?
Die Erwartung schmerzt, Bleifüsse sind es,
Sie hemmen die Freude -
Kaum noch. Ein sprödes Gefühl
Aber ich weiß:
Er wird.
Vielleicht kommen.

21. Jänner

Ge.Such

Eine knappe Entfernung
Zwischen den Atem gewälzt.
Ein Tuch gegriffen. Von nichts gewusst.
Von den Wänden springt das späte Licht
Die Zeit ist eine träge Versicherung.

20. Jänner

ver.Suchung

Ich bete.
mit meinen Händen
stumm sein, selbst nur
gefäß, erbaut aus Staunen Liebe Augen wie
geleert die Fülle unserer Tage und Nächte
aneinandergenäht sie glitzern
im Sternenlicht. So sind wir
auf einem fremden Stockwerk
einander so nah
So sprich für mich
so sprich doch – ich bete:

19. Jänner

heimAT.Suchung

Da bist du. Im Finstern, hingestellt, ins
Licht gerissen, eingetaucht und wundgescheuert.
Und wieder & wieder geschaffen, erbeten, beschworen.
Wir tragen in uns, was zum
Schmerz mich für dich macht, zum
Gedanken, als wärest Du
Zeit. Da bist du, wie Heimat, drehst mir die
Stirn ins eigene.
Das Herz vergräbst du in
Meiner Hand. Die lauten Worte,
der Glaube überwintert in meiner Erinnerung.
Täglich erschaffst du mich neu, immer
Bleibe ich Anfang, taubensanft - als gelte es
Dem nachgebenden Klang Deiner Schritte
Eine Schneise zu schlagen.
Da bist du. Gewesen

18. Jänner

die bilder,

wie bleierne zeichen.
spiegel der stummheit.
menschen malen feuer in den himmel.
schreie erleuchten das auge des tages.

verwegen sind unsere pläne.
die sanduhr ist schon verkauft.
weiß steht die kälte. so verloren
schmutzige reste von schnee
rändern den wald

der letzte himmel
wirbt in streifen geschnitten
die kondolenz der hilflosen trauer
entpuppt sich als kondensstreifen
verstörender nachmittagsstille


17. Jänner

vielfarbige bilder

zeit voller erwartung.
der mond wirft seinen uhrlosen schatten
tausende schritte: wo weg war,
heißt es begegnung.
der wind spricht eine fremde sprache.
das auge wird eins mit dem horizont.

die goldene spur misst mir
die schritte ins herz.
in die gebetskammer der nacht.
still ist die zeit,
ein einziger schatten unruhiger fragen.
wie viel erwachen?

 

 

16. Jänner

flammenschnüre

querschnitte
schichtwechsel
das sumpfige grün
mit pulsierendem licht

flammenschnüre,
kreiselnd drehend
sich emporrankend
im wilden tanz
der glutnester

15. Jänner

sterndunkel auf vrsar

verworfen, randvolle stille
geschweigen, nachteigen

sternendunkel
woher dieses verinnern?
entschlüpfen – verstreichen
inselgezirpe mit blinkendem leuchtturm

ein weiches fragewort
tanzt den wellen entgegen
mondsicheln schneiden
scharfe risse ins funkelgedröhn

wie leuchtfeuer
flüstern die verunruhigten

14. Jänner

Zumutung

Kunst macht Sinn.
Der Satz ist zehnmal zu lesen.
Er macht Sinn. Gerade in unserer Zeit.
Sinn für den, der sich ausdrückt,
sich öffnet und herzeigt.
Sinn für die, die hinsehen und zusehen,
was sie sehen können.
Kunst ist Kraft für die Zukunft.
Drum macht Kunst Hoffnung.
Ist Schönheit, Anmut und Leben.
Kunst ist Sinn.

13. Jänner

farbenwindsbraut

ein wütendes durcheinander
gluttropfen luftwirbelnd
nichts bleibt wo es ist
nichts ist wenn es bleibt
verborgen wähnt sich die mitte
wo sie nicht ist bleibt es
ungestüm ist das wesen der zeit
ungebändigt die kraft ihres seins
vom chaos hinübergewechselt in ordnung
entsteht neues
weil nichts bleibt, dort,
wo alles vergänglich & lebendig ist

12. Jänner

und ewig lockt der traum

seit gestern ist es vermietet
das traumschloß mit goldenem nebel
der schlüssel versteckt unter dem rot
der wimpel weht aufrecht
etagenrot winken die erker am rande
sie tragen sich
mit auswanderungswünschen

der energiewasserfall
ein zuckendes diagramm
ekg für die seele, die vielfärbige
lautlose ecke des universums
vielleicht bin ich dort
wirklich zu hause?

 

11. Jänner

farbwucht

für hieronymus bosch – dichtes brennen
platzhalter apokalyptischer urglut
verschrobene farben – wie hingeschrammt
kratzende tonspuren, ton in ton
dichte texturen
abruptes übergehen in die weichförmigen kreise
mittendrin die angedeutete ausholung
weit ausholen
im zentrum der farbwucht
ein tektonisches nachbeben

10. Jänner

bewegung in blau

schweigendes nüchtern
wassergeblaut
inselgegischt
überschäumendes weit
wellengespieltes
überrollendes sein
bewegtes erwachen

 

9. Jänner

explosion in rot

heija federboa
gelbgerötet nachgefedert
sich erstreckend
auseinanderfahrend
wortgeschlagen
bildgewundert
leises licht und feuer
für den sternenhimmel

8. Jänner

WINDBlumenHose

o du gott der rotgelben feuer
der glutflüssigen windblumen
abseits der mittig zerbrochenen zeit
schenkst du dem menschen
die süßen früchte verzehrender liebe,
wie blutige wurzeln schlägst du die sehnsucht
dein zeichen
in die haut des kommenden tages

7. Jänner

phoenix: AUS + ASCHE

koloss, wie dunkel trittst du aus dem nebel
die farbe fließt vorbei und sprudelt nicht
die eingestürzten tage
verwundert sind sie
über deine energie
sie laden sich die kraft herunter
sie lassen fliegen taumeln
und siegen über dein gesicht
das keiner je erkannte

6. Jänner

menschenstadt

die menschenmegaherzleidstadt
die frühlingsblumennachthirnstadt
die tagundnachbetriebsamstadt
die arbeitsessbartrinkvorstadt
die autozauberstrassenstadt
die wohnungslichterwabenstadt
die jukeboxalltagswirbelstadt
die heimatlosgefängnisstadt
die regenbogelwurzelstadt
die freudengiervergnügungsstadt
die menschbegegnungstränenstadt
die klagemauerschreientsetzenstadt
die sumpfverlustverkreuzungsstadt
die panoramaaussichtwinzigstadt
die blitzlichtneonfunkelstadt
die richtungslosgefühllosstadt

die lagerstatt
du menschenstadt

5. Jänner

glutspiel

nach oben ausfalten
die weichen farbschlieren
gut und fest verankern
im erdreich - im unten
im magmaland der begierlichen tiefe

4. Jänner

nimm und gib

im märchenland
tropft farbe vom himmel
leichtflockig und bunt
die weltenrundung träumt
vor sich hin
und genießt
die vergängliche pracht

3. Jänner

feuermolch & drachenelch

der leichte duftige
angedeutete
sprung
zerreißt meine
dunkelheit

das heftige rot,
feuermolch der glühenden augen
blitzt über den hintergrund
ein seltsames verlangen
vom übergang in eine andere form,
feuermolch/ gereinigt, geopfert
erneuert die glut

2.Jänner

feuerhorizont

die rote höhle
aus der offenen wunde zeit
so wächst mir
dein herz entgegen

1. Jänner

schwere geburt

hin & wieder
lese ich meine gedichte
im text eines anderen

verborgen
versteckt
kaum zu erkennen
unsichtbar

aber plötzlich
kann ich sie lesen
erkennen
seh´ ich sie deutlich
wie unter ultraschall
oder röntgen oder so

und hoffe
dass es keine
schwere geburt
wird

2008

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