NACHTBLAUE hügel
versunken im nebelhemd
des weißlichen himmels,
die farbe lässt sich nicht mehr benennen
nur die leinwand der nacht
treibt die glänzenden lichter als sternfall
gegen das tal
vor den häusern dämmern die wege
von fenster zu fenster
bleiben die türen sperrangelweit offen
hinterm hof lauern die nachtBLAUEN hügel
auf neues land
unvergesslich
Ich kann sie nicht einfach vergessen
die alte griechische frau
aus dem fernsehbericht
ende august 2007
waldbrände in griechenland
ich kann sie nicht einfach vergessen
die alte frau
ich seh sie vor mir
laut schreiend,
verzweifelt mit allen fasern ihres gesichts,
heftig gestikulierend, bitterlich weinend,
alles verloren! Ich habe alles verloren!
ALLES. VERLOREN.
ich kann sie nicht einfach vergessen.
die alte frau, hoffnungslos, verzweifelt. erschöpft.
sie hat ALLES. VERLOREN.
am ende wird sie weggebracht,
aus dem bild.
weg von den rauchenden trümmern.
man hört noch ihr schreien: ALLES. VERLOREN.
ALLES
das ende
sie haben keinen wein mehr,
sagt maria zu jesus
sie haben kein wasser mehr,
keinen wald mehr und keine luft,
und bald keinen atem mehr
sie haben kein licht mehr,
sagt der bräutigam von den frauen,
keine lust, kein lachen und keine liebe
sie haben keine zeit mehr
sagt der schöpfer und weint.
das ist das ende
es heißt
es heißt
das endlose murmeln
uralter formeln
das rauschhafte bekenntnis
zur hoffnung
im flackern der kerzen geflüstert,
der blick ohne ziel
auf das jenseits sei eine verlorene spur …
es heißt
dass wir vor den wörtern sind
und nicht mehr leben, wovon sie reden,
um sätze zu hören,
mit dem so-wird-es-doch-sein
in der mitte
es heißt auch,
dass wir versichert sind
gegen flügelschlag & glockenklang
im versteinerten herzen
aber beten
ist niemals ein mittel
gegen den tod
angelehnt ans vergriffene
zusammengewachsen
in der sehnsucht
nach dem hungrigen licht
schon werfen die schritte
ihre schatten im voraus
was werden die wege uns zeigen?
wir gehen vorbei an den orten,
die in uns wurzeln schlugen
wir schreiben das land
in die karten & bilder
und eingebrannt in den bleiernen schlaf
liegen die sprachlosen tage
vor anker
vorm fenster
ein himmel
die weiten wolken
gefangen ist ER
in seinem körper:
schau aus dem fenster
am himmel
die weichen wolken
die gläser dazwischen
der rollstuhl
die grenze, ein horizont
das glas schüttelt die äste
am abend
vorm fenster
am himmel
das laub stürzt ins haus
es regnet die hoffnung
endlich
die träume sind nass
Jänner
Februar
März
April
Mai
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Juli
August
September
Oktober
November
Dezember
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